Haider
Ursachen eines Erfolges


In Österreich wird nach 1945 zum erstenmal eine Partei an der Regierung beteiligt, die von 27% der WählerInnen wegen oder trotz einer rassistischen Wahlkampagne gewählt wurde. Haider und die FPÖ stehen für eine neue Form der politischen Macht: Haider ist "ein Erfolgreicher, der nach Unten spricht; (...) er ist keinesfalls ein Ewiggestriger, er hat es nicht nötig, den historischen Faschismus zu verdrängen: Er entdeckt am historischen Faschismus nicht etwas Gutes, sondern etwas Nützliches." (Georg Seeßlen).

Ob es auch für Deutschland diese Option der modernen Rezeption des Faschismus und Rassismus geben wird, ob etwa Stoibers "Laptop-und-Lederhose"-Propaganda in diese Richtung weist, ist nicht ausgemacht. Um diesen und anderen Fragen nachzugehen, lädt die Anti-Rassismus-Gruppe zu einer

Veranstaltung mit Karl Pfeifer (Wien)

Holocaust-Überlebender und Publizist
am Mittwoch, 5. April 2000, 20 Uhr
 
im Buchladen Neuer Weg, Sanderstr. 23-25, 97070 Würzburg

Karl Pfeifer ist 1928 in Baden bei Wien geboren, überlebte den Holocaust und war von 1982 bis 1995 Redakteur des offiziellen Organs der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Seit Beginn der 90er Jahre ist er Korrespondent des israelischen Radios in Wien sowie Publizist und freier Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Zeitschriften in Wien. Karl Pfeifer wird in seinem Vortrag die Gründe für Haiders Erfolg analysieren. Dabei werden u.a. folgende Aspekte berücksichtigt:

Zur Geschichte Österreichs: Österreich hat sich nach 1945 als Opfer des Nationalsozialismus - und nur als Opfer des Nationalsozialismus - gegeben. Festzuhalten bleibt aber, dass die Mehrheit des österreichischen Volkes für den "Anschluss" war. Das österreichische Bundesheer wurde binnen 48 Stunden in die Wehrmacht integriert. Viele Österreicher begeisterten sich für den Krieg und für den "Anschluss". Erst nach Stalingrad änderte sich diese Begeisterung bei der Mehrheit. 
Der Umgang mit dem NS in der 2. Republik: Während des kalten Krieges wurde jeder Versuch die Geschichte ehrlich aufzuarbeiten unterdrückt. Schlimmer noch, viele Täter erhielten, soweit sie sich "staatstragenden Parteien" anschlössen, wieder wichtige Positionen. Obwohl während der letzten 30 Jahre österreichische Historiker wichtige Arbeiten veröffentlichten, hatten diese wenig gesellschaftliche Wirkung.
Das Scheitern der Sozialistischen Partei schon 1934:
Die Masse und einige der wichtigen Politiker der Sozialdemokratinnen hatten nach 1938 mehr oder weniger den Weg in die Volksgemeinschaft gefunden. Die SPÖ vermied es vor den Wahlen, einen politischen Kampf gegen Haider zu führen; im Gegenteil: Die SPÖ versuchte, ihm den Wind aus dem Segeln zu nehmen, indem sie seine Ausländerpolitik verwirklichte. Heute ist Österreich das Land in der EU, das die geringste Einwanderung hat... In Österreich war und ist Rassismus und Antisemitismus bis heute salonfähig.

Anti-Rassismus-Gruppe, April 2000


Veranstalter: Antirassismusgruppe
Unterstützt durch: AKW!-Freundeskreis, Buchladen Neuer Weg, Gesellschaft für politische Bildung e.V., Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen


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Stand: 01. Februar 2006
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