akw!-Freundeskreis mit Rolf Gössner:

Schily und die Schläfer –
auf dem Weg in den autoritären Sicherheitsstaat


Mittwoch, 20. März 2002, 20:15 Uhr
Buchladen Neuer Weg, Sanderstr. 23-25, 97070 Würzburg

Innenminister Otto Schily. Foto: DPASeit dem 11. September 2001 ist die Diskussion um die "Innere Sicherheit" kräftig im Aufwind – geschürt wird die Angst vor neuen Terroranschlägen. Nun sind die Gesetzesänderungen des zweiten Anti-Terror-Pakets in Kraft. Aus der Bevölkerung kam gegen Schilys Entwürfe kaum Widerstand – man ist ja wahrscheinlich eh nicht gemeint. Doch so sicher konnten sich schon vor Inkrafttreten der neuen Gesetze am 01.01.2002 auch "ganz normale" Deutsche nicht vor staatlicher Durchleuchtung fühlen: in Nordrhein-Westfalen wurden im Zuge der Rasterfahndung an den Hochschulen alle männlichen Studenten, die zwischen 1960 und 1983 geboren sind, als mögliche "Schläfer" überprüft. In Zukunft können Kundendaten von Kreditinstituten, Finanz-, Luftfahrt- und Telekommunikationsunternehmen ohne weiteres abfragt werden. In die Personalausweise wird ein neues biometrisches Merkmal aufgenommen (z.B. Fingerabdruck oder Handgeometrie). Die Befugnisse der Geheimdienste, des Bundeskriminalamts und des Bundesgrenzschutzes werden deutlich ausgeweitet. Die Süddeutsche Zeitung kommentierte: "So viele Gesetze sind noch nie auf einen Schlag geändert und verschärft worden; so offen wie in diesen Gesetzen ist noch nie gesagt worden, dass der Bürger nicht mehr Subjekt, sondern Objekt der Gesetze ist“ (SZ vom 21.12.2001, S. 4). So kommt der "gläserne Bürger" wieder näher und am schlimmsten kommt es für die, die keine BürgerInnen oder "nur" eingebürgert sind: MigrantInnen und Flüchtlinge. Die zentrale Speicherung ihrer Daten ist schon bisher üblich. Die Verweigerung der Einreise und schnellere Ausweisung drohen solchen ausländischen Menschen, von denen (z.B. aufgrund ihrer Religion oder ethnischen Zugehörigkeit) angenommen wird, dass sie terroristische Aktivitäten unterstützen. Dabei ist in dem Gesetzespaket keine konkrete Definition des Begriffs "Terror" enthalten. Die Tendenz geht dahin, dass nicht mehr der Täter im Zugriff des Staates steht, sondern bloß denkbare Tätergruppen, oder, wie es Uwe R. Samoah in der Wochenzeitung Jungle World formulierte: "Verdacht wird geweckt durch das, was man ist, unabhängig davon, was man tut." (Jungle World 45, S.7). Jede/r wird durch das neue Gesetz zum/r potentiell Verdächtigen, und wir sind einen großen Schritt weiter auf dem Weg in den autoritären Sicherheitsstaat.

Rolf Gössner ist promovierter Rechtsanwalt aus Bremen und bekannter Bürgerrechtler. Er ist Autor der Bücher "Big Brother & Co.", "Erste Rechtshilfe" und vielfältiger Artikel in Zeitungen und Zeitschriften zum Thema "Innere Sicherheit und Bürgerrechte". Er wird an diesem Abend die Maßnahmen der Anti-Terror-Pakete darstellen und untersuchen, ob die damit verbundenen Sicherheitsversprechungen überhaupt eingelöst werden können. Eine weitere Frage wird sein, wie hoch die bürgerrechtlichen Kosten dieser Maßnahmen sind.

Kartenvorverkauf: Buchladen Neuer Weg; Eintritt: € 5,- (erm.: € 3,-)

Veranstalter
: Buchladen Neuer Weg
Fon: 0931-35591-0
Fax: 0931-35591-73


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Stand: 01. Februar 2006
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