"Krieg heißt jetzt Friedensmission"
Deutschland im Angriffskrieg gegen Jugoslawien

Eine Veranstaltung zu den historischen und aktuellen Hintergründen des Krieges um das Kosovo
Veranstaltet von der Antirassismusgruppe des AKW in Zusammenarbeit mit dem Buchladen Neuer Weg

Donnerstag, 15. April 1999, 20 Uhr
Buchladen Neuer Weg, Sanderstr. 23-25, 97070 Würzburg


Referenten: Klaus Thörner: Historische und ökonomische Hintergründe des Kosovokrieges; "Feindbild Serbien"
Thomas Becker: Hintergrundinformationen zur UCK


Abweichendes zum Bombenkonsens

Deutschland führt den ersten Angriffskrieg seit '45. Das rot-grüne Projekt des gerechten NATO-Kriegs kann sich dabei auf den Massenkonsens der hiesigen Nation verlassen. Für den deutschen Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer ist die Sachlage ohne Zweifel: Dass die jugoslawische Armee Völkermord an wehrlosen Zivilisten begeht, ist für die breite Masse ebenso wie für die gebildeteren Schichten heute beinahe genauso unstrittig wie es vor 60 Jahren die Einsicht in die Hinterhältigkeit der Partisanen und die Minderwertigkeit der "slawischen Völker" war.

Wer wüsste nicht felsenfest überzeugt zu berichten von systematischen Vergewaltigungen, KZs, den 4.000 Verschwundenen aus Srebenica, den 500 Toten in Orahovac, dem Massaker von Racak etc. - man hat die Augen- und Ohrenzeugen samt einiger Leichen schließlich mit eigenen Augen im Fernseher gesehen. Was so oft und eindringlich in die Wohnstuben flimmert, überführt die Serben mit ihrem blutrünstigen Diktator von Bagdad, äh Belgrad, als die Menschenrechtsverletzer vom Balkan. Wen interessieren da noch solche Nebensächlichkeiten wie die Tatsache, dass es nicht einen von der UNO verifizierten Bericht gibt, der die Richtigkeit der in die Welt gesetzten Behauptungen bestätigt.

Wer es weiter wagen möchte, abweichend vom Konsens in der großen Mitte dieser Gesellschaft den Krieg der NATO gegen Restjugoslawien nicht hinzunehmen, wird nicht darum herumkommen, sich mit den Kernpunkten der geglückten Kriegslegitimation zu befassen, etwa unter anderem mit folgenden erfolgreichen (Um)-Deutungen:

  • Ein Krieg ist eine "Mission" oder eine "Operation", wenn er von der NATO gemacht wird, eine "brutale Aggression", wenn er vom Falschen geführt wird.

  • Völkermord ist immer da, wo die serbische Armee gegen die UCK kämpft, das Vorgehen der Türken gegen die "kriminelle PKK" (O-Ton Fischer) hat dagegen etwas mit Terrorismusbekämpfung zu tun.

  • Die Kosovo-Albaner kämpfen gegen großserbische Expansionsgelüste, Sie haben mit einem Großalbanien nichts am Hut.

  • Die Erpressung von Rambouillet (unterschreibe mein Papier, oder wir bomben...) ist eine "Verhandlung".

  • Eine Eskalation des Flüchtlingselends und des mordenden Hasses im Kosovo - von welcher Seite auch immer - und an anderen Orten im Balkan kann nie und nimmer auf NATO-Drohungen und -Einsatz zurückgehen.

Die wenigen Resistenten, die sich eine Zweifelsfähigkeit in diesen Fragen abseits der freiwilligen medialen Gleichschaltung der Einschätzungen bewahrt haben, ohne jedoch von der Politik Serbiens begeistert zu sein, sollten sich in ihrem Anti-Kriegs-Engagement um Aufklärung über die psychologische Kriegsvorbereitung durch derartige "Begriffsrevolutionen" bemühen. Sie ist die unabdingbare Basis früherer, heutiger und zukünftiger Kriegsherren. In diesem Sinne werden wir der kriegsbejahenden Glaubensgemeinschaft unsere Ablehnung dieses NATO-Angriffs und unsere abweichenden Deutungen zumuten.


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Stand: 01. Februar 2006
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