"Ich hätte
nicht geglaubt, |
Veranstaltung mit Klaus Winter und Hans Frankenthal |
Dienstag, 15. Juni
1999,
20 Uhr |
Den Abschluß unserer Begleitveranstaltungen
bildet eine Veranstaltung mit Klaus Winter und Hans Frankenthal. Klaus
Winter ist jüdischer Abstammung und kämpft seit Jahren um die Rückgabe seines
arisierten Familienbesitzes. Hans Frankenthal ist im Vorstand des Auschwitz-Komitees und
seit Jahren aktiv im Kampf um die Auflösung der IG Farben. Hans Winter wurde 1930
geboren. Als er fünf Jahre alt war, wurde sein Vater gezwungen, seine Dekorateurschule zu
"verkaufen", beteiligtes Institut beim Zwangsverkauf: die Deutsche Bank. Auch
Winters Großeltern mussten ihren Besitz "verkaufen". Sie wurden Ende 1939 nach
Theresienstadt deportiert, die Todesmitteilung kam 1940. Die "Kosten der
Beerdigung" (die Verbrennung im KZ-Krematorium) mußte die Familie auf ein Konto der
Deutschen Bank überweisen. Im Winter 1942 wurde Hans Winters Vater Emil als Zwangsarbeiter der Organisation Todt zugeteilt, er mußte in Blanenburg im Harz für Siemens und AEG in der V1-Produktion arbeiten. Emil Winter überlebte KZ-Haft und Zwangsarbeit und kehrte 1945 zu seiner Familie zurück. 1948, im Jahr der Staatsgründung, emigrierte Hans Winter nach Israel, fünf Jahre später kehrte er wegen seines schwerkranken Vaters nach Deutschland zurück. Sein Antrag auf Entschädigungsrente wegen körperlicher Schaden durch die Verfolgungszeit traf nach dem Stichtag 1971 bei der Bundesbehörde ein: aus dem hessischen Härteausgleichsfond erhält er heute 739 Mark zusätzlich zur normalen Rente: 10.000 Mark als Wiedergutmachung für "entgangene Ausbildung" hat er außerdem erhalten. Seit drei Jahren kämpft Hans Winter nun darum, wenigstens einen Teil des seinen Großeltern und seinem Vater während des Nationalsozialismus geraubten Vermögens zurückzubekommen – bisher ohne Erfolg. Hans Frankenthal wurde 1926 als Sühn eines jüdischen Viehhändlers in Schmallenberg/Sauerland geboren. Ende November 1938, wenige Tage nach der Pogromnacht, mußten seine Eltern ihren gesamten Besitz "verkaufen", der größte Teil des Geldes ging an die Oberfinanzdirektion nach Münster: die jüdische Bevölkerung musste nämlich nicht nur die Schäden der Pogromnacht beheben, sondern darüber hinaus noch eine "Sühneleistung" in Höhe von 1 Milliarde Reichsmark aufbringen. Mit 14 Jahren wurde Hans Frankenthal gezwungen, in einer Straßenbaukolonne zu arbeiten, bis er 1943 mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert wurde. Er und sein Bruder überlebten die Zwangsarbeit im Lager Monowitz und das KZ Mittelbau-Dora und wurden schließlich 1945 in Theresienstadt befreit. Sie kehrten nach Schmallenberg zurück, wo sie, wie viele andere Überlebende auch, auf verstocktes Schweigen und Verdrängen trafen. "Die Entschädigungen waren eine Katastrophe (...). Nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit den Wiedergutmachungsämtern habe ich aufgehört, mich aufzuregen, und aufgegeben." (aus: Frankenthal, Hans: Verweigerte Rückkehr, Frankfurt/Main 1999). Hans Frankenthal ist heute u.a. als Mitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland und als stellvertretender Vorsitzender des Auschwitz-Komitees in der BRD tätig. Hans Frankenthals Erinnerungen liegen auch in Buchform vor: Hans Frankenthal: "Verweigerte Rückkehr". Erfahrungen nach dem Judenmord. 189 Seiten. 10,10 Euro mehr ... |
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