"Zwischen Kunst und Architektur"
ist ein Buch für Kunst- und
Architekturinteressierte. Ein Buch für Menschen, denen unsere
Städte, ihre Ästhetik am Herzen liegen. Ein Buch für jene, die auf
visuelle Qualität der sie umgebenden Welt Wert legen. Ein Buch für
Neugierige, für Begeisterungsfähige was das Zusammenwirken von Kunst
und Architektur betrifft.
Das Anliegen des Buches ist es aufzuzeigen, wie durch Architektur
Bedürfnisse des Menschen, besonders die geistigen, am besten
befriedigt werden können. Wie kann die Architektur den Mängeln und
Stresserscheinungen im Leben des heutigen Menschen entgegenwirken?
Ist es möglich durch das Zusammenwirken von Kunst und Architektur
die geistigen Bedürfnisse des Menschen in Bezug auf die bebaute
Umwelt besser zu befriedigen? Auf diese und ähnliche Fragen versucht
das Buch antworten zu geben.
Die Schlangen vor Kunstausstellungen, die vielen, vielen Besucher
interessanter Architekturwerke veranlassen mich dazu, Ihnen dieses
Buch vorzulegen. In der Zeit einer allgemeinen Krise
gesellschaftlicher Werte, der Krise der Ideologien, der Krise der
Religionen, sucht der Mensch nach Manifestationen, auch räumlichen
und visuellen, mit Hilfe derer dem Konsumgedanken entfliehen, den
Eigennutz ablegen, das Erhabene an sich heranlassen und sich, mehr
oder weniger bewusst, der Sinnfrage stellen kann.
Die sich entwickelnde Informationsgesellschaft hat oft eine
Entfremdung des Individuums aus der "realen" Gesellschaft zu Folge
eine Verarmung der zwischenmenschlichen Kontakte, dieser Beziehungen
und Bindungen, die dem gesellschaftlichen Überbau angehören, wie
Liebesbeziehungen, Freundschaft, Familienbande, uneigennützige
Interessengemeinschaften usw.
Das Buch zeigt Wege auf, wie man neue Dimensionen der
architektonischen Wirkung durch Zusammengehen von Kunst und
Architektur anstreben kann, wie versucht wird, differenziertere
Botschaften zu vermitteln.
Prof. Dr. Zbigniew Peter Graf
Pininski hat unter vielen anderen
Projekten auch den Umbau und die Erweiterung des Mozart-Gymnasiums
in Würzburg geplant sowie einen Entwurf für die zukünftige Nutzung
des Nautiland-Bades vorgelegt. Im folgenden finden Sie zwei Artikel
aus der Main-Post zu diesem Thema. |
Mozart-Gymnasium
bald mit Aussichtsturm?
Ergebnisse des Architektur-Workshops
vorgestellt
Von unserem Mitarbeiter Josef Kern
Würzburg. "Was kann die Stadt in Zukunft mit dem Areal des früheren Mozart-Gymnasiums anfangen?"
– So lautete die
Frage, an deren Lösung die Teilnehmer des 5. Internationalen
Architektur-Summer-Workshops zwei Wochen lang arbeiteten. Am Montag
wurde das Projekt der Öffentlichkeit
präsentiert.
Das mehr als 7.000 Quadratmeter umfassende Areal zwischen Residenz
und Maxstraße ist ein städtebauliches Filetstück. "Es tut einem
richtig weh, wenn so ein Areal vor sich hingammelt", fasste
Professor Z. Peter Pininski die allgemeine
Stimmung zusammen. Doch wie der unter Denkmalschutz stehende
Gebäudekomplex künftig zugestalten sei, darüber gingen die
Auffassungen extrem auseinander.
Zwei Wochen sind für ein solch anspruchsvolles Projekt wenig Zeit.
Die international gemischten Studentengruppen und ihre Tutoren
brachten jedoch das Kunststück fertig, zum Abschluss mit Modellen
und Computeranimationen ihre Vorstellung der Öffentlichkeit zu
präsentieren. Dazu wurde oft bis spät in die Nacht diskutiert und
gebastelt.
Professor Martin Thumm von der TU Braunschweig sieht in der
50er-Jahre-Architektur des 'Moz' kein Denkmal. Ebenso wie der
Würzburger Honorarprofessor Zoltan Bachmann oder der
Spanier Rafael Beneytez Duran plädiert er auf Totalabriss und
Neubebauung. Bachmanns Gruppe überraschte mit einem multifunktionalen
Komplex, der über einen Tunnel vom Residenzplatz aus erreichbar sein
soll. Als städtebaulichen Akzent soll ein Aussichtsturm den
Touristen einen Überblick über die Stadt
verschaffen.
Durans Schützlinge gingen noch radikaler vor und
bezogen auch den Faulhaberplatz in ihre Überlegungen mit ein. Dort
sollen bis zu 6o Meter hohe Blöcke entstehen, die ein "Stadttor" als
Gegenüber des Theaters bilden. An der Ecke Theaterstraße/Residenzplatz
ist ein konvexes Gebäude angedacht, in dessen Fassade sich die
Residenz spiegelt. Gegenüber dem Schloss
tauchen Wohnungen in den Boden ab; die Dächer werden begrünt und
Teil eines Parks, der in die benachbarten Straßen wuchert.
Die wohl größte Chance zur Realisierung haben vielleicht die Pläne
der Gruppe um Professor Pininski. Sein Konzept geht vom
kostengünstigen Erhalt eines Großteils der Substanz aus, dem
zeitgenössische, oft transparent wirkende Baukörper zugeordnet
werden sollen.
2005 soll wiederum ein von Sponsoren finanzierter Workshop
stattfinden. Thema wird möglicherweise der Freiraum hinter der
ehemaligen städtischen Galerie sein.
Main-Post, 5. August
2003
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Baumeister zwischen Kunst und
Architektur:
Professor Zbiginiew Peter Graf Pininskis Gedanken zum
Mozartschul-Areal
Von unserem Mitarbeiter Dr. Josef Kern
Würzburg/Langen. Im vergangenen August schmiedete eine international
bunt gewürfelte Riege von Dozenten und Studenten Zukunftspläne für
das Gelände der früheren Mozartschule. Die pragmatischen
Überlegungen der Gruppe um Professor Dr. Z. Peter Pininski wären am
einfachsten in die Tat umzusetzen.
'Wie ich versucht habe, ein neues Bauhaus zu gründen', so lautete
der Titel eines selbstkritischen Vortrags, in dem Pininski seine
Zeit an der technischen Universität Bialystok in Polen reflektiert.
1975 gründete er dort eine experimentelle Architektur-Fakultät, in
der die Grundidee des Weimarer Bauhauses, Kunst und Bauen zu
verbinden, erneut aufgegriffen werden sollte.
Später lehrte Professor Pininski, der gestern seinen 70. Geburtstag
feierte, in diesem Sinne an der TU Warschau, ab 1982 in Darmstadt,
Wien und Braunschweig. Seit dieser Zeit unterhält er auch ein
eigenes Architekturbüro in Deutschland. Fragt man ihn nach seinen
gelungensten Objekten, nennt er den U-Bahn-Eingang Bockenheimer
Warte in Frankfurt, die evangelische Kirche in Bobstadt, Wohnhäuser
in Berlin sowie eine Siedlung in Wien. In Frankfurt hat sich der
Architekt von den Surrealisten René Magritte inspirieren lassen: Den
Zugang in den Untergrund bildet ein halb in den Boden versunkener
Waggon.
Ideen für Würzburg
Würzburg kennt Professor Pininski als Teilnehmer der vom
Städtischen Baureferat veranstalteten Summer-Workshops. Für die
Mozartschule strebt er eine kostengünstige Lösung an, die von einer
weitgehenden Übernahme der vorhandenen Substanz ausgeht. Dabei soll
nichts übereilt werden. Gedacht ist an drei Bauabschnitte, die
nacheinander realisiert werden könnten.
Der erste Schritt wäre, die Turnhalle in einen multifunktionellen
'Basar' (Pininski) umzugestalten. 'Wenn wir die Wand zur Hofstraße
öffnen, bringt das eine Aufwertung der 'Touristen-Meile' zwischen
Residenz und Alter Mainbrücke', so der Architekt. 'Hier gehört eine
Touristen-Information hinein. Die Theater und Museen, die Kirchen
und das jüdische Dokumentationszentrum können sich vorstellen. Neben
einer Repräsentanz des Weinbau-Verbandes sollte Gastronomie zum
Verweilen einladen. Allerdings dürfen nicht wie in Würzburg üblich
um 18 Uhr die Gehsteige hochgeklappt werden.' Im Vortragssaal des
ersten Stocks schwebt Pininski eine Kleinkunstbühne vor Augen.
Für die anderen Trakte kann sich der Architekt eine gemischte
Nutzung vorstellen: Läden und Dienstleister in den unteren
Geschossen, Wohnen in den oberen. 'Einen besseren Blick auf die
Residenz als von der alten Mozartschule aus gibt es nicht' schwärmt
Pininski.
Für die Umgestaltung der Turnhalle rechnet Pininski mit Kosten von
etwa 500.000 Euro. Er hat bereits mit potenziellen Investoren
Gespräche geführt, die das Gesamtvolumen auf 25 Millionen Euro
schätzen, wobei nur die Umbaumaßnahmen, nicht Grund und Boden zu
Buche schlagen. Hier sei die Stadt gefordert, Investoren Anreize zu
bieten.
Erste Schritte zu einer möglichen Realisierung könnte eine
Ausstellung von Modellen und Computeranimationen sein, die auf den
Ergebnissen des Summer-Workshop aufbauen. 'Eine solche
Visualisierung würde etwa 10.000 Euro kosten, die Sponsoren
aufbringen müssten', rechnet Pininski vor. 'Der Kulturspeicher war
zunächst auch nur eine Idee.'
Ein neues Wellness-Bad?
Auch über das Zellerauer Bad - 'ein kommunales Millionen-Grab!'
- hat sich Pininski Gedanken gemacht. Nach seinen Vorstellungen
könnte für die Bürger und für Städte-Touristen ein Sole-Vital-Bad in
privater Trägerschaft entstehen. 'Innen läuft man an einer Saline
zum Dachgarten empor.' Nach der Devise 'mens sana in corpore sano'
sollen im 7 bis 8 Millionen teuren Gesundheitszentrum
Wellness-Bereiche, Beratungs- und Meditationszentren sowie eine
speziell abgestimmte Gastronomie unterkommen. Das Wichtigste dabei:
'Das Unternehmen soll Rendite abwerfen!'
Main-Post, 17.
September 2003
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