Belletristischer
Buchtipp vom 26.08.2004
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Der
junge Scheidungsanwalt Clarin freut sich auf ein ruhiges
Pfingstwochenende in seinem Tessiner Ferienhaus. Am ersten Abend lernt
er auf der Sonnenterrasse des Bellevue-Hotels einen älteren Herrn
kennen, der sich ihm als Loos vorstellt, einen Sonderling, einen
Verrückten vielleicht. Sie reden bis tief in die Nacht über Gott und die
Welt, den Zeitgeist und die Frauen, erzählen sich ihre Geschichten, die
immer intimer werden. Verlagsinformation/Main Post |
Markus Werner, geboren 1944 in der Schweiz, lebt in Schaffhausen. "Am Hang" ist sein siebter Roman. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Werner erhielt den Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung (1984), den Preis der Schiller-Stiftung (1984 + 1993), den Alemannischen Literaturpreis (1990 + 1995), den Prix littéraire Lipp (1995), den Internationalen Bodensee-Kulturpreis für Literatur (1995), den Hermann-Hesse-Preis (1999), den Joseph-Breitbach-Preis/Mainz (2000, gemeinsam mit Ilse Aichinger und W. G. Sebald) sowie den Johann-Peter-Hebel-Preis (2002). |
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Die Tageszeitung vom 16.08.2004 Rezensent Oliver Pfohlmann muss sich ganz schön beherrschen, "nicht die böse Pointe" dieses "Kabinettstücks" von einem Roman zu verraten. Aber er schafft es und überschüttet den Autor Markus Werner mit Lob: Ein "Garant für Sucht erzeugende Prosa" sei er, seine Romane vor "Tragikomik, (Selbst-)Ironie" und Witz strotzend. Besonders hervorhebenswert am neuen Buch findet Rezensent Pfohlmann den meisterlichen Spannungsaufbau, der wie ein "den Höhepunkt raffiniert hinauszögernder Akt" anmute, quasi "Ars amandi und Purgatorium in einem". Erzählt wird der Roman aus Sicht des erfolgreichen und zeitgemäß leichtlebigen Anwalts Clarin, der ein Pfingstwochenende in einem Kurhotel verbringt. Dort lernt er Loos kennen, der als "weltfremder", "zaudernder Moralist" und damit - wie Rezensent Pfohlmann mit Kennermiene mitteilt- als der typische "Wernersche Protagonist" Clarins genaues Gegenbild abgibt. Zwischen den beiden entspinnt sich eine zweitägige Debatte, an deren Ende "Clarins Kokon aus Selbstzufriedenheit zerrissen" ist. Pfohlmann gesteht ein, dass diese Figuren vielleicht "mehr dem Reißbrett als dem Leben entstammen" mögen und auch die Konstruktion des Romans am Anfang ein wenig "knarrt" - aber all das, so beteuert er, sei nach "fünfzig Seiten" vergessen, weil man von der "effektvoll kalkulierten Form" in den Bann geschlagen werde. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.08.2004 Bis zur letzten Seite hat Rezensentin Pia Reinacher mit den Figuren dieses Romans gelitten, dessen Autor für sie mit diesem Buch erneut seine überlegene Meisterschaft demonstrierte. Die "Verdichtung und Leichtigkeit", das "Unergründliche und gleichzeitig Glasklare" des Wernerschen Erzählstils übten, wie wir lesen, eine magische Anziehung auf die Rezensentin aus. Es geht um zwei Männer, wie man der kurzen Inhaltsbeschreibung der Rezensentin entnehmen kann, die einander in zwei Nächten ihre Lebens- und Liebesgeschichten enthüllen. Dabei lässt er Reinacher zufolge er zwei Lebenskonzepte aufeinanderprallen: das eines Moralisten und harschen Verächters des Zeitgeistes und das eines oberflächlichen Hedonisten und gewieften Schürzenjägers. Besonders der Hedonist namens Thomas Clarin stehe im Roman für die "galoppierende Beziehungsarmut einer neuen Generation". Thomas Loos, der andere Protagonist, verkörpert in den Augen der Rezensentin das überholte Weltbild eines, der für die Selbsttäuschung einer lebenslangen Liebe zum erotischen Fossil erstarrte. Souverän wie kaum je zuvor umschiffe Werner die Gefahren seiner hochmoralischen Konstruktion. Neue Zürcher Zeitung vom 03.08.2004 Ganz schlau wird man aus Andreas Nentwichs Rezension nicht, der verschiedene Kritikpunkte an Markus Werners Roman "Am Hang" aufführt, um dann im letzten Satz seiner Besprechung diese Argumente für unbedeutend zu erklären und Markus Werner eine virtuose "Verteidigung der Poesie" zugute zu halten. Zu den Kritikpunkten gehört u.a., dass Werner keinem "genuinen Erzählimpuls" folgt, sondern ein literarisches Planspiel anstellt, das sich dem Leser erst bei der zweiten Lektüre zu erkennen gibt. Entsprechend thesenhaft fallen für Nentwich auch die Für- und Widerreden seiner beiden Protagonisten beziehungsweise Kontrahenten aus, die sozusagen verschiedene Positionen im gesellschaftlichen Diskurs entwerfen: hier das kulturkonservative Lamento eines enttäuschten Linken, so Nentwich, dort ein relativistischer Pragmatismus, der vermeintliche Punktsiege erzielt. Nentwich ist ziemlich klar, dass Werners Sympathien dem lamentierenden Altlinken gehören; diese Figur zu zeichnen, gelinge dem Autor auch bestens, meint der Rezensent, wohingegen sein Gegenüber wie überhaupt die meisten Figuren des Romans recht fleisch- und saftlos blieben. Die Figur des kühl kalkulierenden Anwalts dient Werner letztlich nur als Projektion seines "Gegenwartsekels", kritisiert Nentwich, ein Manko, das der Autor am Ende anscheinend durch einen literarischen Schlenker wettmacht, den uns Nentwich vorenthält. Quelle: Perlentaucher.de |
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Der ägyptische Heinrich. Ausgezeichnet mit dem Hermann-Hesse-Preis 1999. DTV 2001. ISBN: 3-423-12901-8. 9,00 Euro. |
Festland. DTV 1998. ISBN: 3-423-12529-2. 8,00 Euro. |
Froschnacht. DTV. ISBN: 3-423-11250-6. 7,50 Euro. |
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Die kalte Schulter. DTV. ISBN: 3-423-11672-2. 6,00 Euro. |
Zündels Abgang. DTV. ISBN: 3-423-10917-3. 7,50 Euro. |
Bis bald. DTV 1995. ISBN: 3-423-12112-2. 8,00 Euro. |
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