Taran Bjørnstad: Der Krokodildieb. Rezension von Britta Kiersch

Rezension
Taran Bjørnstad: Der Krokodildieb     Beltz & Gelberg   ISBN 978-3-407-82109-6     12,95 €

Zuerst war ich skeptisch als ich anfing zu lesen, bzw. als ich anfing zu schauen, denn die Illustrationen wirkten auf mich befremdlich. Aber die Geschichte nimmt gleich Fahrt auf und eh man noch einmal drüber nachgedacht hat, beeindrucken auch die Bilder, denn hier hat ein Illustrator den Text sehr genau gelesen und das gefällt mir. Da ist mal in einem Nebensatz die Rede davon, dass ein Mädchen Grübchen hat und die hat sie dann auch im Bild und so ist es mit allen Details des Textes: Gibt es eine Illustration zu einer bestimmten Szene, sind die Fakten zu 100 % umgesetzt.

Die Hauptfigur hat den etwas gewöhnungsbedürftigen Namen Odd. Ein schüchterner, etwas pummeliger Junge, der in der Schule immer wieder das Opfer von Hänseleien wird. Odd reimt sich ja so toll auf Birnenkompott… ha, ha, ha! Zu Hause findet er nicht recht Beachtung, sein älterer und erfolgreich Fußball spielender Bruder und seine ebenfalls ältere Schwester setzen sich bei den Eltern wesentlich deutlicher in Szene. Köstlich sind die Bilder mit der Schwester, die gigantische Zähne hat und eine entsprechend wuchtige Zahnspange trägt. Einzig Mette mit den Grübchen ist freundlich zu Odd und man merkt sehr schnell, dass er sie regelrecht vergöttert. So sitzen sie nebeneinander im Bus, als die Klasse einen Ausflug ins Aquarium macht, wo es auch Krokodile und Schlangen gibt.

Der Tierpfleger Rolf, ein bulliger Typ mit zig Tätowierungen, erklärt und zeigt ihnen alles. Besondere Aufmerksamkeit widmet er dem kleinen Krokodil Zack, das erst einen knappen halben Meter groß ist, aber schon sehr imponierende Zähne hat. Und das bringt Odd auf eine verrückte Idee: Wenn er so ein gefährliches Krokodil zum Freund hätte, würden die Plagegeister in der Schule bestimmt etwas mehr Respekt vor ihm haben und in nicht mehr immer ärgern. Und kurzerhand stiehlt er heimlich den kleinen Zack. Allerdings stellt sich sehr schnell heraus, dass es eigentlich nicht möglich ist, ein Krokodil in einer ganz normalen Wohnung zu halten. Das hatte Odd sich doch ganz anders vorgestellt und er bringt Zack wieder zu Rolf zurück bevor das kleine Krokodil noch mehr Unheil anrichten kann. Das geht dann leider nicht mehr heimlich, aber als er Rolf die Hintergründe für den Krokodilraub erzählt, hat Rolf Verständnis und verrät Odd nicht an die Polizei, sondern verdonnert ihn dazu als sein Gehilfe, die Terrarien und Käfige auszumisten. Eigentlich empfindet Odd das gar nicht als Strafe und besonders toll ist, dass Mette auch Rolfs Gehilfe werden darf.

In diesem Buch steckt mehr als man zuerst vermutet und so absurd die Geschichte auch klingen mag, bin ich wirklich beeindruckt. Das ist eine absolut stimmige Einheit von Text und Illustration. Und wie der Junge, der als Jüngster von 3 Geschwistern ja durchaus ein gewisses Durchsetzungsvermögen von daheim mitbringt, sein eigene Angst vor dem gefährlichen Tier überwindet, weil er sich davon eine stärkere Position in der Klasse erhofft und dann durch die Ereignisse zu eigener Stärke findet. Das Buch ist durchaus skurril, sehr witzig und auch ganz schön spannend. Und ich denke, dass man sich als Kind ganz gut mit Odd identifizieren kann, denn welchen Kind ist schon perfekt oder immer mutig?

 

Der Krokodildieb. Roman von Taran Bjørnstad

Erstellt: 08.09.2016 - 16:35  |  Geändert: 08.09.2016 - 16:53

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