Reis & Asche. Roman von Kandasamy, Meena

2014 veröffentlichte die indische Autorin Meena Kandasamy auf Englisch den Roman The Gypsy Goddess, der hier nun in deutscher Übersetzung geboten wird. Sie erzählt darin von dem Massaker in Kilvenmani (Süd-Indien), bei dem 1968 zweiundvierzig landlose Dalit (›Unberührbare‹), Landarbeiter, in einer Hütte verbrannt wurden. Kinder und Frauen wurden nicht geschont.

ISBN 978-3-88423-520-1     24,80 €  Portofrei     Bestellen

Die Mörder wurden von Grundbesitzern beauftragt. Eine Strafaktion gegen den Anspruch der Landarbeiter auf bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Sie hatten sich der kommunistischen Partei angeschlossen und das Undenkbare gewagt: die Stimme zu erheben. Ihre Bitte um eine halbe Portion Reis mehr am Tag führte zu ihrer Ermordung. Aber was heißt, Kandasamy erzählt? Kann sie das, die 16 Jahre nach dem Massaker Geborene, der die Geschichte nur durch mündliche Berichte, Zeitungsartikel und Gerichtsakten zugänglich ist? Das Archivierte zeugt von einem Justizskandal. Polizei, Politiker und Richter waren auf Seiten der Grundbesitzer und setzten sich brutal gegen die Unberührbaren durch, deren Ohnmacht und Schweigen ein weiteres Mal besiegelt wird. Einen Roman zu veröffentlichen ist ein Akt bürgerlicher Souveränität, eine Möglichkeit, die eine entscheidende Differenz markiert zu den Menschen, denen Kandasamy sich widmen will. Sie ist auf der anderen Seite, verfügt über die Macht der Sprache und des Wissens. Kandasamy zerstört lustvoll alle Erwartungshaltungen an Form und Sprache, kokettiert nicht mit Exotismus oder geübtem Storytelling. Und gibt dem Ernst und der Tragik der Geschichte auf paradoxe Weise eine kraftvolle zusätzliche Dimension. Kollektiver Widerstand und individuelles Handeln erhalten als Geschichte und literarisches Szenario neue Brisanz. »Dieses Buch ist einfallslos und es fehlen ihm Ordnung, System, Reihenfolge und Resultat; es ist weder lebensnah noch erregend, bewegend oder wirklichkeitsgetreu; die Darstellung der Figuren ist wirr, und ihre Worte und Taten beweisen, dass sie nicht so sind wie die Autorin behauptet; der Humor ist zum Weinen und das Pathos ist lustig; die Gespräche sind - ach, unbeschreiblich, und die Liebesszenen widerlich; das Englisch ein Verbrechen an der Sprache.« (Meena Kandasamy)

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Meena Kandasamy, geboren 1984 in Indien, ist Lyrikerin, Übersetzerin, Aktivistin und Doktorin für Linguistik. Sie thematisiert in ihren Gedichten die Rechte der Frauen, das Kastensystem im heutigen Indien, Prostitution und Gewalt. Durch ihr mutiges und engagiertes Auftreten, nicht erst seit der Herausgabe ihrer Gedichtbände, ist sie ständigen Diffamierungen und Bedrohungen ausgesetzt. Sie lebt heute in Chennai, Indien.

Im besten Sinne parteiisch. Der Debütroman »Reis und Asche« aus Indien erzählt von einem Massaker, das Grundbesitzer 1968 an Bauern verübten. Und von der kommunistischen Bewegung Von Gerd Bedszent → Junge Welt 26.05.2016

 

 

Erstellt: 26.05.2016 - 22:34  |  Geändert: 18.11.2022 - 08:57