Karlheinz. Von Billy Hutter

Karlheinz. Von Billy HutterEnde der 1990er Jahre entdeckt Billy Hutter bei einer Haushaltsauflösung in Ludwigshafen den Nachlass von Karlheinz N., der kurz zuvor mit Mitte sechzig auf ungeklärte Weise im Rhein ertrank.

ISBN 978-3-8493-0106-4     25,00 €  Portofrei      Bestellen

Die Wohnung ist bis unter die Decke mit Gegenständen und unendlich vielen Papierstapeln vollgestellt, wobei alles mit größter Sorgfalt geordnet scheint. Und statt alles leer zu räumen, an Möbeln und Gegenständen das, was zu Geld zu machen ist, zu verwerten, und den Rest der Müllverbrennungsanlage zu übereignen, beginnt Hutter, sich mit dem Nachlass dieses Menschen zu beschäftigen.

Denn Karlheinz, Sohn eines Chemikers bei der BASF, hat sein Leben akribisch dokumentiert: seine Schulzeit, die Bombardierung seiner Heimatstadt, seine Studienfachwahl nach dem Abitur. Die sonntäglichen Ausflüge mit den Eltern in die Pfalz, zu deren Zweck man eigens ein Auto kaufte. Jede Anschaffung, vom Hosenknopf bis zur Hotelrechnung, wird aufgelistet, auch die gelegentlichen Besuche bei Prostituierten. Aus Kinderzeichnungen, Schulaufsätzen und unzähligen Tagebüchern lassen sich die prototypischen Zutaten eines Spießerlebens ablesen, das - bei aller Besonderheit - exemplarisch die westdeutsche Nachkriegszeit und die Jahre des Wirtschaftswunders und der 1960er und 1970er Jahre dokumentiert.

Und wie immer, wenn man sich mit der Geschichte jener Jahre auseinandersetzt, wird neben Banalem und unfreiwillig Komischem auch das Grauen sichtbar. Und so führt Hutters Zeitreise nicht nur in den nahen Pfälzer Wald oder in die Alpen, sondern bis nach Ravensbrück und nach Auschwitz.

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Die Pornos in der Fleischertüte "Karlheinz" ist das brillante Porträt der alten Bundesrepublik. Zum Material dieses erstaunlichen Romans diente Billy Hutter der Nachlass eines Durchschnittsbürgers. Von Christoph Schröder → Zeit Online 19.11.2015

 

Erstellt: 30.11.2015 - 23:23  |  Geändert: 03.11.2022 - 06:47

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