Der Bergführer. Von Liselotte Welskopf-Henrich

Der Bergführer. Von Liselotte Welskopf-HenrichSüdtirol 1939. Karl Unteregger, ein junger angesehener Bergführer in den Dolomiten, hat den Auftrag angenommen, einen Touristen aus Berlin in die Berge zu führen. Der Berliner heißt Fritz Ordemann, er ist Oberpost inspektor und Nazifunktionär.

ISBN 978-3-938305-94-2     9,90 €  Portofrei      Bestellen

Begleitet wird er von Lotte, seiner Verlobten, einem Berliner Arbeitermädchen, dreißig Jahre jünger als er. Auf der Klettertour offenbart sich rasch der egozentrische Charakter dieses Mannes, der keinerlei Widerspruch gewohnt ist. Lotte, von der Mutter in Erwartung einer guten Partie in das Verhältnis mit Ordemann gedrängt, bewunderte bislang sein so selbstsicheres Auftreten. Hier in der Welt der Berge aber spürt sie zum ersten Mal die moralische Armseligkeit Ordemanns angesichts des aufrechten Wesens des selbstbewussten Bergführers. Ein Wetterumschwung bringt mitten im Sommer Schneefall herbei. Trotzdem besteht Ordemann auf seinem vermeintlichen Recht, auf einen weiteren Gipfel geführt zu werden. Die Gefahren der Witterung interessieren ihn nicht; die Bedrohungen der Bergwelt begreift er nur als Nervenkitzel und Abenteuer, mit denen er später am Stammtisch prahlen kann. Unteregger weiß, dass diese neue Tour mit Lebensgefahr verbunden ist. Aber er ist auf die Einkünfte angewiesen, wenn er für seine Familie das Häuschen in der Nähe seines Heimatdorfes anzahlen will, das der Besitzer nur zu einem Wucherpreis verkauft. Liselotte Welskopf-Henrich vereint in dieser Erzählung, die hier erstmals in ihrer Originalfassung veröffentlicht wird, ihre Liebe zu den Bergen und zur Bevölkerung von Südtirol mit ihrer unversöhnlichen Einstellung gegenüber jeder Art von "Herrenmenschen", eindrucksvolle Landschaftsschilderungen mit prägnanten Charakterdarstellungen und spannender Handlung.

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Buchbesprechung

Schöne Berge, hohle Ideologie. In einer frühen Erzählung hat sich Liselotte Welskopf-Henrich mit dem Nazifaschismus auseinander gesetzt. Von Gerd Bedszent → Junge Welt vom 29.10.2015

Erstellt: 02.11.2015 - 11:07  |  Geändert: 02.12.2020 - 18:02