Erin Jade Lange: Halbe Helden. Rezension von Britta Kiersch

Halbe Helden. Von Erin J. LangeRezension
Erin Jade Lange: Halbe Helden    Magellan    16,95 €     978-3-7348-5010-3

Schon das ungewöhnliche Cover lässt vermuten, dass wir es mit einem besonderen Buch zu tun haben. Grau-beige der Hintergrund und ein in schwarz gehaltener menschlicher Oberkörper. Über dem nicht vorhandenen Kopf schwebt ein ebenfalls schwarzes Basecap.

Rechts daneben nicht nur das kleine Verlagslogo sondern noch ein Regenschirmsymbol (mit Regen) und darüber zwei Pfeil, die von einer Linie aus senkrecht gen Himmel weisen. Das wirkt eigenwillig, lässt verschiedene Interpretationen zu und macht einfach neugierig.

Billy D. (er hat das Down-Syndrom) und der Ich-Erzähler Dane gehen in dieselbe Schule und zu Dane’s Leidwesen wohnen sie auch in derselben Straße. Irgendwie gelingt es Billy D., dass der kräftige Dane mit der lockeren Faust zu einer Art Beschützer für ihn wird. Es gibt eine Parallele in ihrem Leben, die Billy D. sehr wichtig ist: Beide leben ohne Vater bei ihrer Mutter, wobei Dane nicht einmal weiß, wer sein Vater ist. Billy D. macht es zu ihrer gemeinsamen Passion, die Väter zu finden.

Erst im Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass Billys Vater nicht der tolle Dad ist, von dem er Dane immer vorschwärmt, sondern dass Billys Mutter sich von ihm getrennt hat, weil er Billy gegenüber regelmäßig gewalttätig wurde. Aber Billy blendet das völlig aus, er liebt und vermisst seinen Vater und will ihn gegen den Willen der Mutter unbedingt aufspüren. Dane negiert rigoros sein Bedürfnis, den eigenen Vater kennenzulernen, er will ihn (angeblich) gar nicht finden. Sein Verhältnis zu seiner Mutter ist bestens, sie kommen gut miteinander aus, obwohl der Junge gerade in einer schwierigen Phase ist: Er rastet schnell aus und reagiert auf Provokation meistens mit Gewalt, einfach weil ihm nichts Besseres einfällt. Das führt natürlich zu großen Problemen in der Schule und ihm droht die Suspendierung, bzw. der Rausschmiss. Nur die Tatsache, dass er Billys Beschützer wird, kann ihn vorläufig retten.

Der Roman beeindruckt durch die sehr gelungene Charakterisierung der beiden Jungs. Die haben Macken, die sind chaotisch, die sind beide auf ihre Art schwierig und dennoch liebenswert. Interessant ist der ungewohnte Blick aus der Innenansicht eines gewaltbereiten Jugendlichen auf das Thema Gewalt in der Schule, bzw. jugendliche Gewalt generell. Und Billy D., der „Mongo“ als zweite Hauptfigur, gibt dem Leser einiges zu Denken auf. Hier kann man sehr schön seine eigene Einstellung überprüfen. Die Geschichte ist schwungvoll ohne Längen erzählt, der Plot gelungen. Ein Buch an dem es rein gar nichts auszusetzen gibt.

Von Britta Kiersch

Erin Jade Lange: Halbe Helden

Erstellt: 01.10.2015 - 13:39  |  Geändert: 02.12.2020 - 18:02

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