John Corey Whaley: Das zweite Leben des Travis Coates. Rezensionen von Maura und von Britta Kiersch

Das zweite Leben des Travis Coates. Von John C. WhaleyRezension
John Corey Whaley: Das zweite Leben des Travis Coates     Hanser      978-3-446-24741-3      15,90 €

Rezension von Britta Kiersch

Rezension von Maura

Rezension von Britta Kiersch

Welch eine verrückte Idee liegt der Geschichte zu Grunde! Travis ist an Leukämie erkrankt: „Mein altes Ich wurde so schnell krank, dass niemand die Zeit hatte, irgendetwas anderes zu tun, als darüber zu reden, wie krank ich wurde und wie schnell das Ganze ging. Und die Chemos und die Bestrahlungen und die Knochenmarkstransplantationen bewirkten nichts, außer dass ich noch viel schneller und noch viel schwerer krank wurde.“ 

Dann nimmt Dr. Saranson Kontakt mit der Familie auf und macht Travis ein befremdliches Angebot. In seinem Center für Lebenserhaltung wird an einer Technik gearbeitet, mit der sterbenskranke Menschen überleben könnten. Aber sie stecken noch mitten in der Forschungsarbeit. Da Travis Körper von Krebszellen übersät ist, will Dr. Saranson seinen Kopf einfrieren in der Hoffnung, ihn dann bei erfolgreichem Verlauf seiner Arbeit nach ca. 10 - 20 Jahren auf einen gesunden Körper (z. B. eines Unfallopfers) zu transplantieren. Travis, der nichts zu verlieren hat, stimmt zu. Schon nach 5 Jahren wird er ins Leben zurück geholt. Er hat (im Gegensatz zu allen anderen) das Gefühl, nach einem langen, erholsamen Schlaf aufgewacht zu sein. Aber natürlich ist das Leben während dieser Zeit nicht stehen geblieben.

Seine Freundin Cate, inzwischen 21 Jahre alt, hat schrecklich und lange um Travis getrauert, aber mittlerweile ist sie verlobt. Sie meidet Travis und auch Kyle, sein ehemals bester Freund, der natürlich auch inzwischen mit der Schule fertig ist, geht im anfänglich aus dem Weg. Den Kontakt mit Kyle kann Travis wieder herstellen und die Freundschaft lebt auf, aber die Beziehung zu Cate kann nicht wieder dort anknüpfen, wo sie unterbrochen wurde, obwohl Travis nicht davon abzubringen ist, es unermüdlich zu versuchen. Aber Cate liebt ihren neuen Partner. Ohnehin machen Travis Bemühungen sie zurückzuerobern einen skurrilen Eindruck – nicht nur wegen des Altersunterschieds. Und auch bei Travis Eltern ist die Zeit nicht stehen geblieben…

Travis, dank des neuen Körpers auch mit ungewohnten (sportlichen) Fähigkeiten ausgestattet, findet in Hatton einen neuen Freund. Er ist so ziemlich der Einzige, der ihn wie einen normalen Menschen behandelt, der ihm unverkrampft und offen begegnet und dabei hilft, diese außergewöhnliche Situation zu meistern und vor allem seine „alten“ Beziehungen auf neue Füße zu stellen.

Mit dieser unorthodoxen und irrealen Idee verhilft der Autor seinen Lesern zu einem höchst interessanten Gedankenspiel: Was macht mich als Menschen aus, bin ich mit einem anderen Körper noch dieselbe Person? Und natürlich die Frage, wie sich die Menschen im Laufe weniger Jahre verändern, was bewirkt diese Veränderungen und woran lassen sie sich festmachen. Mit viel Ausdauer widmet sich der Autor Travis’ Schwierigkeiten und es ist so interessant und anregend, über was er und seine Freunde nachdenken und sprechen. So ist auch Freundschaft an sich ein ganz wichtiges Thema und John Corey Whaley widmet sich diesem mit der gleichen Freude am gedanklichen Experiment, mit der er sich mit allen anderen Beziehungsfragen in dem Roman beschäftigt.

Ein großartiges ungewöhnliches Buch.

Von Britta Kiersch

John Corey Whaley: Das zweite Leben des Travis Coates


Rezension von Maura

Der 16jährige Travis ist unheilbar an Leukämie erkrankt. Doch eine Hoffnung gibt es noch: Dr. Saranson. Dr. Saranson hat einen Center für Lebenserhaltung. Seine Theorie: Das Körperteil, in dem sich der Krebs angesiedelt ist, wird abgetrennt und der noch gesunde Restkörper wird eingefroren. So auch bei Travis: Ihm wird der Kopf abgetrennt und eingefroren. Seiner Familie und seinen Freunden wird mitgeteilt, dass es schon an die 15-20 Jahre dauern könnte bis die Forschung soweit ist, Travis „wiederzubeleben“. Doch anders als erwartet wird Travis schon 5 Jahre später wieder „reanimiert“.Sein Kopf wird auf den Körper eines Unfallopfers gesetzt und Travis erwacht in der Klinik. Für ihn scheint es, als ob er nur eine Nacht vergangen wäre. Doch in Wirklichkeit sind es fünf Jahre und all seine Freund sind nun um diese fünf Jahre älter als er. Das ist für Travis nur schwer zu verkraften, denn auch seine damalige Freundin ist jetzt 21, geht nicht mehr zur Schule und ist obendrauf noch verlobt. Für Travis bricht beinahe die Welt zusammen, wäre da nicht Hatton, ein Junge aus seiner neuen Klasse, der ihn tagtäglich mit Witz bei Laune hält.

Ersteinmal ein sehr außergewöhnliches Buch. Die Idee ist total absurd, Köpfe abhacken und dann 5 Jahre später auf einen neuen Körper nähen. Das will ich mir gar nicht vorstellen! Umso interessanter sind jedoch die Erlebnisse, die Travis durchmacht. Die ganze Enttäuschung  seine Freundin verloren zuhaben. Dann ist da wieder Hatton, ein sehr außergewöhnlicher Junge, der scheinbar immer gute Laune hat. Mit dem ganzen Humor bringt er Travis wieder zum lachen. Allein die Vorstellung dir ginge es genauso wie Travis, alle Freunde sind sozusagen weg, du stehst völlig alleine da... Genau diese Gefühle werden in dem Roman sehr anschaulich beschrieben. Ein Buch zum Lachen und Staunen und vielleicht auch Wundern.

Maura, 14

John Corey Whaley: Das zweite Leben des Travis Coates

 

Erstellt: 21.09.2015 - 08:42  |  Geändert: 05.05.2021 - 07:54