Juli Zeh & Dunja Schnabel: Jetzt bestimme ich. Buchempfehlung von Britta Kiersch

Juli Zeh & Dunja Schnabel: Jetzt bestimme ich.Buchempfehlung
Juli Zeh & Dunja Schnabel: Jetzt bestimme ich     Carlsen     14,99 €        978-3-551-51816-3

„Eigentlich sind die Wiefels eine ganz normale Familie. Mama, Papa, Anki und Spätzchen haben sich lieb, und wenn sie mal streiten, vertragen sie sich bald wieder. Aber in letzter Zeit ist das mit dem Streiten richtig schlimm geworden. An ihrem siebten Geburtstag hat Anki beschlossen, dass sie jetzt groß ist. Groß sein bedeutet, dass man selbst bestimmen kann. Wer sagt eigentlich, dass Mama und Papa immer alles entscheiden dürfen? Die können sich doch meistens selbst nicht einigen. Spätzchen ist zwar noch klein, aber wenn Anki bestimmen darf, dann will er das auch. Seitdem lassen sich die Kinder nichts mehr sagen. Vor lauter Krach bleibt kaum noch Zeit zum Vertragen. Irgendwie läuft alles schief.“

Die Wiefels können sich überhaupt nicht mehr einigen. Egal ob es ums Essen oder darum geht, was sie unternehmen wollen, immer sind sie unterschiedlicher Meinung. Anki und Spätzchen finden es ungerecht, dass Papa und Mama immer entscheiden. Die Familie versucht eine Lösung zu finden und verschiedene Bestimmer-Konzepte zu testen. Mit dem Bestimmer-Karusell geht es los: Mama bestimmt über Papa, Papa über Anki und Anki über Spätzchen. Spätzchen bestimmt über das neu angeschaffte Haustier, die Schildkröte Rainer-Maria und Rainer-Maria bestimmt über Mama. Papa ist mit dem Karussell nicht besonders einverstanden, es sei mehr wie eine Treppe, bei der Mama ganz oben steht. Aber er macht trotzdem mit. Leider entpuppt sich dieses Konzept als untauglich und wird schon nach einem Tag verworfen. Dann schlägt Spätzchen vor, es ohne Bestimmer zu versuchen und einfach nacheinander alles zu machen, was jeder will. Am Abend sind alle total erschöpft und auch Spätzchens Modell wird für untauglich erklärt. Der Versuch mit Losen geht gründlich schief und demokratische Entscheidungen sind auch nicht immer das Wahre.

Dann teilen sie das Haus in einzelne Bereiche auf, jeder hat wie ein König sein eigenes Reich. Aber „am Abend sinkt die Laune bei allen Wiefels in den Keller. Papa ist müde. Damit er nicht friert, wickelt er sich in die Picknickdecke (er hat den Garten bekommen) und legt sich in den Geräteschuppen. Sein Magen knurrt laut wie ein Wolf, denn im Schuppen gibt es nichts zu essen. Mama hingegen hat Bauchweh von den vielen Rollmöpsen. Zum Schlafen legt sie sich in die leere Badewanne, was ziemlich unbequem ist. Anki versucht, vor dem Fernseher auf dem Sofa zu schlafen. Aber im Kopf dreht sich alles, weil sie zu viele Filme geguckt hat. Spätzchen kann nicht schlafen, weil er sich im großen Bett ohne Mama und Papa so einsam fühlt. Er schleicht ins Kinderzimmer und holt Rainer-Maria, den er it unter die Bettdecke nimmt. Ganz fest drückt er die Schildkröte an sich und weint ein bisschen. „Weißt du, Rainer-Maria“, sagt er, „wenn jeder nur für sich macht, was er will, sind wir gar keine richtige Familie mehr.“

Über das wunderbare Ende dieser Geschichte verrate ich nichts. Es ist auf jeden Fall ein herrliches Beispiel dafür, dass Dinge (auch wenn sie sich gar nicht groß verändern) nur dann gut sein können, wenn man ihren Sinn nachvollziehen kann. Julie Zeh beschreibt höchst amüsant die Strukturen dieser Familie und wie Kinder und Erwachsene gemeinsam einen Weg finden, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, den Tagesablauf zu gewährleisten und allen das Gefühl zu geben mit zu entscheiden, wichtig und ein Teil des Ganzen zu sein.

Dunja Schnabels Illustrationen begeistern mich leider nicht so, wie der Text (der einfach großartig ist), die Körpersprache ist so ungeschmeidig, die Füße der Menschen plump und es stört mich einfach, wenn manche Hände nur 4 Finger haben und auf dem nächsten Bild sind es wieder 5. Trotzdem ist dies ein wichtiges und gelungenes Buch über eine Familie, die Vorbildfunktion bekommen wird.

Von Britta Kiersch

Juli Zeh & Dunja Schnabel: Jetzt bestimme ich

 

Erstellt: 24.07.2015 - 20:06  |  Geändert: 02.12.2020 - 18:02

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