Der neue Imperialismus. Von David Harvey

Der neue Imperialismus. Von David HarveyDavid Harveys Plädoyer: Lasst uns nicht weiter von Globalisierung, sondern von Imperialismus reden – aber von einem Imperialismus ganz neuen Typs. Was sind die Antriebskräfte der US-amerikanischen Politik? Zu Beginn des Irak-Krieges schien die Antwort recht einfach zu sein: Zugriff auf die strategischen Öl-Ressourcen. Doch diese scheinbare Gewissheit verflüchtigt sich. Der Ölpreis ist nach der Besetzung des Irak höher als zuvor. Ist es das Motiv des Strebens nach unilateraler Weltherrschaft? Dann liegt es nahe, dass sich die USA auf einem Pfad imperialer Überdehnung bewegen. Oder sind es die inneren Probleme der amerikanischen Gesellschaft und vor allem der US-Ökonomie, die zu weltpolitischem Abenteurertum Anlass geben?

ISBN 978-3-89965-092-1      Vergriffen
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"David Harvey hat ein tiefgründiges und aufregendes Buch geschrieben. Harvey ist ein Radikaler im wissenschaftlichen Sinne; seine Arbeiten sind frei von jeglichen journalistischen Klischees, gefüllt mit Fakten und sorgfältig durchdachten Überlegungen. Das Buch ist schön gemacht, es ist eindringlich geschrieben, mit steigender Intensität und Dringlichkeit. 'Der neue Imperialismus' ist eine hervorragende Anklageschrift gegen die bestehenden Machtinstitutionen, die zugleich hoffnungsvolle Einblicke gibt, wie diese Institutionen verändert werden könnten." (Richard Sennett, London School of Economics)

"Indem er sich mühelos zwischen Geschichte, Wirtschaft, Geographie und Politik bewegt, mit überzeugenden Argumenten und in einer klar verständlichen Sprache, stellt David Harvey die aktuellen Zeitungsüberschriften in einen größeren Kontext und gibt dem Sog, in dem wir uns im frühen 21. Jahrhundert befinden, einen Sinn. Sein Konzept der Akkumulation durch Enteignung ist weitreichend. 'Der neue Imperialismus' ist ein wirklich nützliches Buch." (Susan George, Transnational Institute, Amsterdam)

David Harvey ist Professor für Anthropologie am Graduate Center der City University of New York. Er lehrte an der Oxford University und an der Johns Hopkins University.

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Inhaltsverzeichnis

Harvey's Imperialismusanalyse → Rezension von Beate Landefeld (aus: Marxistische Blätter 6/2005)

Der neue Imperialismus und die globale Enteignungsökonomie Ein Interview David Harvey Im Frühjahr sprach Z. mit David Harvey, dessen Band „New Imperialism“] derzeit stark diskutiert wird. Das Gespräch fand am 16.03.2004 in New York statt. Die Fragen stellten Stephan Heidbrink, David Salomon und Conny Weißbach. Die Übersetzung besorgte Ingar Solty. → Z. ZEITSCHRIFT MARXISTISCHE ERNEUERUNG Nr. 59 - 2004

Leseprobe 1 Vorwort:

Die Clarendon-Vorträge wurden am 5., 6. und 7. Februar 2003 in der School of Geography and the Environment an der Universität Oxford gehalten. Der Zeitpunkt ist nicht unbedeutend. Der Krieg gegen den Irak schien zwar bevorzustehen, sollte aber erst noch beginnen, und es bestand noch die leise Hoffnung, dass er verhindert werden könnte. Diese Hoffnung wurde von den großen weltweiten Demonstrationen bestärkt, bei denen in London und Barcelona etwa eine Million Menschen auf die Straße gingen und beeindruckende Zahlen aus vielen anderen Städten überall auf der Welt gemeldet wurden, darunter auch am 15. Februar in den USA. Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen herrschte die Ansicht vor, die Bedrohung durch ein Regime, das alle als barbarisch und despotisch ansahen, könnte durch diplomatische Mittel eingedämmt werden.

Trotz dieser Opposition wurde am 20. März auf Geheiß der USA und mit sehr deutlicher Unterstützung durch Großbritannien und Spanien der Militäreinsatz gegen den Irak eingeleitet. Während ich dies schreibe, ist der Ausgang des Krieges, wenn auch in militärischer Hinsicht unzweifelhaft, immer noch ungewiss. Wird er in eine, scheinbare oder echte, koloniale Besatzung münden, ein durch die USA oktroyiertes Regime von Schützlingen oder in eine echte Befreiung? Einerseits ergaben sich durch diese schnelle Folge von Ereignissen viele Schwierigkeiten für die Konzipierung einer Vortragsreihe zum Thema »neuer Imperialismus«. Andererseits machte gerade die Art dieser Ereignisse und die Bedrohung der globalen Sicherheit in wirtschaftlicher, politischer und militärischer Hinsicht eine gründliche Analyse unbedingt nötig. Daher beschloss ich, so gut ich konnte zu versuchen, unter den Fluss der Dinge an der Oberfläche zu dringen und tieferliegende Strömungen aufzuspüren, die zur historischen Geographie der Welt beigetragen haben und ein wenig erhellen können, warum eine so gefährliche und schwierige Situation entstanden ist.

Bei der Verfolgung dieses Ziels hat es mir sehr geholfen, als Zuhörer in einem einjährigen Seminar zum Thema »Imperialismus« zu sitzen, das von Neil Smith und Omar Dahbour im Center for Place, Culture and Politics am City University of New York Graduate Center abgehalten wurde. Ich bin Neil, Omar und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieses Seminars sehr dankbar für ihre Hilfe bei der Entwicklung vieler meiner Einsichten. Außerdem haben mehrere Kolleginnen und Kollegen im Anthropology Program an der CUNY sich frei zu meinem Thema geäußert und ich danke Louise Lennihan, Don Robotham, Ida Susser, Jane Schneider, Talal Assad und insbesondere Michael Blim und den Studierenden, die an unserem gemeinsamen Seminar zu »Land, Arbeit und Kapital« teilgenommen haben, für ihre Beiträge. Ursprünglich kam mir die Idee zu der Art Intervention, wie ich sie hier konstruiere, bei einem Seminar in den Sinn, das ich gemeinsam mit Giovanni Arrighi an der Johns-Hopkins-Universität abhielt. Bei Giovanni stehe ich besonders in der Schuld. Ich bin meinen Kolleginnen und Kollegen an der Oxford School of Geography für die Einladung dankbar, an meinen alten Lieblingsort zurückzukehren und diese Vorträge zu einer so passenden Zeit und an einem so passenden Ort zu halten. Insbesondere möchte ich Maria Kaika, Jack Langton und Erik Swyngedouw für ihre herzlichen Willkommensgrüße und ihr intensives Interesse an dem Thema danken. Anne Ashby von der Oxford University Press zeigte sich besonders hilfsbereit und wie immer spielte Jan Burke ihre unschätzbare Rolle, mich zum Handeln anzutreiben. Im Lauf der Jahre habe ich viel aus Begegnungen mit anderen gelernt, die viel zu zahlreich sind, um sie hier zu erwähnen. Ich hoffe, ich habe ihre individuellen und kollektiven Einsichten und Kenntnisse in diesen Vorträgen gut genutzt. D. H.

Leseprobe 2 Nachwort:

Um zu erreichen, was ich mir vorgenommen hatte, nämlich zu erklären, warum es den Irak getroffen hatte und warum zu diesem Zeitpunkt, musste ich vorläufig beschreiben, wie es zu dem Krieg kam, auch wenn vieles noch unklar war. Manches hat sich inzwischen geklärt. Die Massenvernichtungswaffen (angeblich der Hauptgrund für einen Präventivschlag) waren keine Bedrohung und es wurden keine nennenswerten gefunden. Die angenommene Verbindung von Saddam zu Al Qaida und dem 11. September existierte nicht. Es gab ernsthafte Probleme mit den Geheimdiensten. Die Anhörungen und Berichte der Kommission zum 11. September sowie der Geheimdienstbericht des US-Senats zusammen mit den Hutton- und Butler-Untersuchungen in Großbritannien dokumentieren, wie unaufbereitete, dürftige und oft nicht bestätigte Informationen verwendet wurden, um die Entscheidung für einen Krieg zu rechtfertigen. Der von Regierungen ausgeübte politische Druck spielte offensichtlich eine Rolle, aber die politische Entscheidungsfindung wurde nicht so eingehend überprüft wie Fehler in der Informationsweitergabe. Die systematischen Ausflüchte zu diesem Punkt sowohl in Großbritannien als auch in den USA lassen vermuten, dass es eine Menge zu verbergen gibt. Auf alle Fälle schickten nicht die Geheimdienste ihre Länder in den Krieg – sondern die Politiker. Und die Neokonservativen in den USA hatten schon lange in den Irak einmarschieren wollen.

Die weitergehenden Behauptungen – das Ziel sei, die ganze Region zu demokratisieren, Gefälligkeiten für undemokratische Regime wie in der Vergangenheit würden aufhören, und man sei zutiefst um die Menschenrechte besorgt – stehen im Widerspruch zur anhaltenden (und durch Militärpräsenz verstärkten) US-amerikanischen Unterstützung gewaltsam repressiver Regime in anderen Teilen der Welt sowie der bedingungslosen Unterstützung einer brutalen israelischen Militärpolitik gegenüber den Palästinensern. Mit der Zeit griffen Bush und Blair auf das Argument zurück, die Welt gewaltsam von einem brutalen Diktator zu befreien, sei moralisch korrekt und "die Geschichte" würde ihnen letztlich Recht geben. Insbesondere Bush betonte, das Geschenk der Freiheit an den Irak sei Rechtfertigung genug. "Freiheit", so beteuerte er, "ist das Geschenk des Allmächtigen an jeden Mann und jede Frau auf dieser Welt", und "als die größte Macht der Erde sind wir verpflichtet, zur Ausbreitung der Freiheit beizutragen".[126] Nähme man ihn beim Wort, würde das eine Reihe von präventiven Befreiungskriegen erforderlich machen, von Saudi-Arabien über Zimbabwe und Pakistan bis nach China. Aber, wie Matthew Arnold vor langer Zeit bemerkte, "Freiheit ist ein sehr gutes Pferd zum Reiten, aber um es irgendwohin zu reiten".[127] Wohin also sollten die Iraker ihr Pferd der Freiheit reiten? Die US-amerikanische Antwort auf diese Frage wurde am 19. September 2003 gegeben, als Paul Bremer, Chef der zivilen Übergangsverwaltung, eine Reihe von Verfügungen erließ, darunter die "völlige Privatisierung staatlicher Unternehmen, volle Besitzrechte ausländischer Firmen an irakischen Betrieben, völlige Repatriierung ausländischer Profite …, die Öffnung irakischer Banken für ausländische Kontrollen, die Behandlung ausländischer Firmen wie inländische und … der Abbau praktisch aller Handelsbarrieren."[128] Diese Anordnungen sollten auf alle wirtschaftlichen Bereiche angewendet werden. Nur Öl war davon befreit (vermutlich aufgrund seines Sonderstatus und seiner geopolitischen Bedeutung). Ein Einheitssteuersatz wurde verhängt (ein regressives Besteuerungssystem, das bei bestimmten Neokonservativen in den USA sehr beliebt ist). Streiks wurden verboten und das Recht auf gewerkschaftliche Organisation stark eingeschränkt.

Diese Auferlegung eines Systems, das der Londoner Economist den "Traum jedes Kapitalisten" nannte, rief durchaus Kritik hervor. Der irakische Übergangshandelsminister attackierte die Verhängung eines "Fundamentalismus des freien Marktes" und bezeichnete ihn als "fehlerhafte Logik, die die Geschichte ignoriert". Die Einschätzung, die USA seien darauf aus, "den Irak zu plündern" (ein brutaler Fall von Akkumulation durch Enteignung, wenn es je einen gegeben hat), gewann an Glaubwürdigkeit, während die "Goldgrube Wiederaufbau Irak" ins Rollen kam und US-amerikanischen Unternehmen erhebliche Vorteile einbrachte. Nationale Vermögenswerte des Irak wurden faktisch zum Schleuderpreis an Ausländer versteigert. Bremers Verfügungen verstießen gegen die Genfer und Den Haager Konventionen zur Rolle einer Besatzungsmacht.[129] Einer der Gründe für die US-amerikanische Ablehnung direkter Wahlen im Irak war der Wunsch der USA nach einer ernannten Übergangsregierung, die diese Reformen des freien Marktes in das Rechtssystem einbinden würde, ehe eine direkte Demokratie (die sie wahrscheinlich ablehnen würde) errichtet werden könnte. Während der handverlesenen Übergangsregierung, die Ende Juni 2004 die Macht übernahm, als Preis für eine unterstützende UN-Resolution nominell die "volle Souveränität" gewährt wurde, geht aus der Übergangsvereinbarung hervor, dass sie keine wesentlichen neuen Gesetze verabschieden, nur bestehende Verordnungen bestätigen kann. Dass die neue Führung mit ihren langjährigen Verbindungen zur CIA den von den USA verhängten Fundamentalismus des freien Marktes in Frage stellen wird, ist unwahrscheinlich.[130] Bremers Verordnungen waren faktisch der Auftrag, einen perfektionierten "neoliberalen Staat" im Irak aufzubauen.

Man erinnere sich, das erste große Experiment im Aufbau eines neoliberalen Staats war Chile nach Pinochets gewaltsamem, von den USA unterstützten Putsch des "kleinen 11. September" 1973 gegen den demokratisch gewählten Salvador Allende. Neoliberale Wirtschaftsexperten aus den USA halfen dabei, die chilenische Wirtschaft in Richtung eines vollkommen privatisierten und unregulierten freien Markts und freien Handels wieder aufzubauen. In den dreißig Jahren zwischen der gewaltsamen Verhängung des Neoliberalismus in Chile und im Irak wandten sich alle möglichen Staaten, angefangen bei Thatcher in Großbritannien und Reagan in den USA, von dem Streben nach Vollbeschäftigung und Wohlergehen aller Bürger ab und schlugen den Weg des Neoliberalismus ein, der sich allein darauf konzentriert, die Inflation in Grenzen zu halten, ein gutes Geschäftsklima zu schaffen und die Freiheiten des Markts zu befördern.

Bremers Anordnungen tun faktisch durch rohe Gewalt das, was die USA (mit Hilfe des IWF und seiner strukturellen Anpassungsprogramme sowie durch die WTO) weltweit versuchen, und decken sich genau mit den Anforderungen, die die Bush-Regierung mit ihren Zahlungen der Auslandshilfe aus den "Millennium Challenge Grants" verknüpft hat.[131] Eines der großen Fragezeichen zur Zeit der Invasion war, ob man darin eine Befreiung oder eine Besetzung sehen würde. Es wurde schnell klar, dass sie hauptsächlich als Besetzung begriffen wurde. In den Augen ernsthafter Historiker war der Einmarsch durch die elementare Kenntnis der ganzen Kolonialgeschichte und ihrer Nachwirkungen im Mittleren Osten von vornherein dazu verurteilt, so angesehen zu werden. Jede ausländische Macht, die in die Region vorstieß, erklärte Befreiung zu ihrem Ziel und trat dann als brutale Besatzungsmacht auf.[132]

Viel mehr US-Soldaten sind gestorben, seit Bush am 1. Mai 2003 unter dem Spruchband "mission accomplished" – Mission vollendet – auf einem Flugzeugträger landete. Die Hinwendung der USA zu brutaleren repressiven Taktiken im Irak (Taktiken, in denen sich die der Israelis gegen die Palästinenser widerspiegeln) erzeugten immer größere Wellen des Widerstands. "Ich glaube, mit einer kräftigen Dosis Angst und Gewalt und viel Geld für Projekte", sagte ein US-Kommandeur der Bodentruppen während dieser Phase der Besetzung, "können wir diese Menschen überzeugen, dass wir hier sind, um ihnen zu helfen." Solche Taktiken schlugen offensichtlich fehl und der Mythos einer wohlwollenden Militärbesatzung wurde durch die skandalösen Übergriffe gegen Kriegsgefangene in Abu Ghraib unwiederbringlich zerstört.[133] Innerhalb der USA zog dies eine stetig wachsende Bereitschaft nach sich, die Motive für die Invasion sowie den folgenschweren Mangel an Plänen für den Nachkriegs-Wiederaufbau des Irak zu hinterfragen.

Erstaunlicherweise waren sogar einige Mea culpas in der Mainstream-Presse zu lesen, die eingestand, im Vorfeld des Krieges ihre Pflicht, für eine kritische Analyse zu sorgen, nicht erfüllt zu haben.[134] Und mit Michael Moores Fahrenheit 9/11 entstand eine vernichtende Polemik nicht nur gegen die Bush-Regierung, sondern auch gegen die Klassen- und Unternehmensinteressen, die sie in ihrem Engagement für den Krieg unterstützten. Doch mittlerweile stehen die USA intern und extern unter Druck, im Irak eine Strategie für einen schnellen Abgang zu finden. Doch befindet man sich in mehreren schwierigen Dilemmata. Ein zu schneller Rückzug der US-Streitkräfte könnte den Irak durchaus in einen blutigen Bürgerkrieg stürzen. Das ist genau das, was die (diskreditierte) CIA vorhersagt. So lässt sich, sogar von denen, die einer US-geführten Invasion möglicherweise kritisch gegenüberstanden, allzu leicht fordern, dass die US-Streitkräfte bleiben, bis die Aufgabe, den Irak zu stabilisieren, erledigt ist (falls dies jemals zutrifft).

Politisch wirkten die USA größtenteils durch die Trennlinien zwischen den verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppierungen und förderten diese somit aktiv (und vielleicht unbewusst) als politische Blöcke. Die Klüfte zwischen religiösen und ethnischen Gruppen sind natürlich signifikant und Konflikte zwischen ihnen sind durchaus möglich. Ein Resultat könnte die Aufteilung des Irak in einen sunnitischen, einen kurdischen und einen schiitischen Staat sein. Gerüchteweise war von solchen Plänen die Rede, doch ist unwahrscheinlich, dass die umliegenden Staaten (insbesondere die Türkei) dem tatenlos zusehen würden. Unwahrscheinlich ist auch, dass die USA die Ölfelder ungeschützt lassen würden, selbst wenn sie sich aus dem übrigen Land zurückzögen.

Die einzigen anderen Möglichkeiten sind, dass entweder die USA langfristig im Irak bleiben (eine Möglichkeit, die innerhalb der USA zunehmend unpopulär wird) oder die Besetzung unter der Schirmherrschaft der UN internationalisiert wird. Die anfängliche Abneigung der Bush-Regierung, letzteres in Erwägung zu ziehen (selbst unter der Annahme, die UN könnten dem zustimmen) erwuchs wahrscheinlich aus einer Mischung aus falschem Stolz, der Unfähigkeit der US-amerikanischen Machtinstitutionen zum Kurswechsel und der Sorge um das Öl. Man bewegte sich zögerlich in Richtung einer Internationalisierung der Besetzung und des Wiederaufbaus. Doch damit wäre ein viel größeres Mitspracherecht für die Länder verbunden, die wie Frankreich, Deutschland und Russland aus den Wiederaufbauverträgen sowie den Ölfeldern ausgeschlossen wurden. Andererseits ist es wahrscheinlicher, dass die Schulden des Irak (jetzt auf 100 Milliarden Dollar fixiert, plus 100 Milliarden Forderungen für Reparationen von Kuwait), deren Großteil von Russland und anderen einflussreichen Spielern gehalten wird, vergeben werden, wenn die USA mehr Kontrollrechte an die UN abtreten.

Doch dass die USA die ultimative Kontrolle über das Öl abtreten werden, halte ich für unwahrscheinlich, egal wer in Washington regiert. Der genaue Stand der globalen Ölvorkommen und -reserven ist so unklar wie eh und je. Beispielsweise habe ich eingangs festgestellt, die Ölvorräte in Kanada gingen allmählich zur Neige. Berücksichtigt man jedoch das schwer zu gewinnende Erdöl im Teersand, dann sind Kanadas Ölvorräte umfangreich. Russland ist etwa innerhalb des letzten Jahres in sehr großem Stil in den weltweiten Erdölmarkt eingetreten (und beginnt den Status eines erdölexportierenden Landes anzunehmen, mit allen damit verbundenen Gefahren und Schwierigkeiten). Und das plötzliche Interesse der Bush-Regierung an Militärstützpunkten in Afrika (insbesondere Westafrika und Angola) hat fast mit Sicherheit mit den beträchtlichen Ölvorkommen dort zu tun.[135]

Wie wir jetzt, nebenbei bemerkt, aus kürzlich veröffentlichten Berichten britischer Geheimdienste erfahren haben, standen die USA in der Krise von 1973 bereit, die Ölfelder von Saudi-Arabien und Abu Dhabi zu besetzen.[136] Die Schlussfolgerung, der Grund dafür, dass die Saudis damals zustimmten, die Petrodollars durch US-Banken in die Weltwirtschaft zurückzuführen, sei die Abwehr einer solchen Bedrohung gewesen, wirkt vollkommen plausibel. Was das Bild von der Ölsituation angeht, so muss man sich eingestehen, dass es unbeständig ist, aber auch akzeptieren, dass der Mittlere Osten, egal was geschieht, für die Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung ist und die seit 1945 stets zunehmende Präsenz der USA in der Region sich in naher Zukunft nicht verringern wird. Ich halte es daher für unwahrscheinlich, dass ein Regierungswechsel in Washington am US-amerikanischen Drängen auf Kontrolle der Region und ihrer Ölreserven etwas ändern oder dieses gar in sein Gegenteil verkehren würde.

Dies wirft die interessante Frage auf, wie die USA ihre fortwährende militärische Präsenz in der Region rechtfertigen können. Die Hauptrechtfertigung ist die chronisch unsichere Situation. Eine Unterbrechung der Öllieferungen hätte aufgrund hoher oder übermäßig unbeständiger Erdölpreise negative Folgen für den globalen Kapitalismus. Nach diesem Maßstab muss die US-amerikanische Intervention im Irak als totaler Fehlschlag bezeichnet werden, da die Ölpreise sich als sowohl unbeständig als auch durchschnittlich viel höher als vor dem Krieg erwiesen haben. Rupert Murdochs Traum vom Erdöl für 20 US-Dollar das Barrel ist zu einem Albtraum für etwa 40 Dollar pro Barrel geworden. Doch gelegentlich scheint es tatsächlich, als begrüßten die USA die Unsicherheit oder kultivierten sie sogar bewusst, um ihre fortgesetzte Präsenz zu rechtfertigen.

Bushs einseitiges Engagement in der Israel-Palästina-Frage mag innenpolitisch Schlüsselinteressen in den USA gedient haben, es förderte jedoch ebenso Terrorismus, Militanz und Aufstände innerhalb der Region und darüber hinaus. Ein Zustand anhaltender Unsicherheit (dazu gehört auch ein drohender Bürgerkrieg im Irak) und die Aufrechterhaltung eines Klimas der Angst müssen Bush und seinen Ratgebern als der leichteste Weg zur Wiederwahl und Konsolidierung globaler politischer Macht rings um einen mächtigen Militärapparat und eine permanente Kriegswirtschaft erscheinen.Ebenso wie die USA von der finanziellen Unbeständigkeit profitierten, zu deren Entstehung sie in den 1980er und 1990er Jahren beitrugen, profitieren sie möglicherweise von der brisanten Sicherheitslage, die ihre Politik schürt.

Mein vielleicht umstrittenstes Argument war jedoch, die USA operierten eher aus einer Haltung ökonomischer und politischer Schwäche heraus als aus einer der Stärke, und das Irak-Abenteuer könne leicht das Ende der Hegemonie anzeigen statt den Anfang einer Phase globaler Vorherrschaft der USA. Ob ich damit Recht habe, wird sich erst im Lauf der Zeit erweisen. Aber man muss sich der Möglichkeit und den potenziellen Folgen eines bevorstehenden Niedergangs der USA als Hegemonialmacht stellen. Ich stehe immer noch zu der allgemeinen Stoßrichtung meiner Argumentation, doch sie bedarf der weiteren Ausführung. Ich beginne mit der Tatsache, dass ein Großteil der weltweiten Forschung und Entwicklung in den USA durchgeführt wird. Dies bedeutet für sie einen anhaltenden technologischen Vorteil und richtet die globalen Wege technologischer Veränderungen nach ihren eigenen Interessen aus (insbesondere die auf den militärisch-industriellen Komplex konzentrierten). So strömen Nutzungsgebühren für Technologie aus der übrigen Welt in die US-Wirtschaft. Das Beharren der USA auf dem internationalen Schutz des Rechts auf geistiges Eigentum (beispielsweise Markenmedikamente) soll der Aufrechterhaltung dieses "Rentier"-Status dienen.

Die relative Stärke der asiatischen Ökonomien beruhte in der Vergangenheit nicht auf ihrer Fähigkeit zu Innovationen (Japan, Taiwan, und in geringerem Maße Korea bilden hier partielle Ausnahmen). Diese Ökonomien spezialisierten sich darauf, aus den USA stammende Innovationen zu übernehmen und die Produktion dieser neuen Systeme mit Hilfe ihrer Ressourcen an Arbeitskräften und organisatorischen Fähigkeiten viel kostengünstiger und effizienter aufzunehmen. Ein großer Teil der Welt ist so in ihren technologischen Innovationen von den USA abhängig. Dadurch sind die USA in der Lage, große innovative Veränderungen zu definieren (wie mit den High-tech-Industrien der hochgelobten "New Economy" der 1980er und 1990er Jahre) und die Welt so erneut in einen Freudentanz neuer technologischer Zauberkünste zu führen.

Doch ist unklar, woher eine neue Welle der Innovation kommen wird (Bio- und Medizintechnologie sind die führenden Kandidaten). Und die Führungsrolle der USA in technologischen Innovationen ist zwar weiterhin solide, doch viele Anzeichen deuten darauf hin, dass sie zurückgeht. Der Anteil der in den USA an Ausländer vergebenen Patente stieg zwischen 1980 und 2003 von 40 auf fast 50%, und eine große Bandbreite von Indikatoren wie ausländische Autoren von Artikeln in Naturwissenschaften und Ingenieurwesen, an Nicht-US-Bürger verliehene Nobelpreise und ausländische Forschungsstudenten (insbesondere aus Indien, Taiwan und China), die sich entscheiden nach Hause zurückzukehren statt in den USA zu bleiben, legen einen Trend zur schwindenden US-Vorherrschaft nahe. In bestimmten Bereichen (insbesondere nichtmilitärischen) ziehen Europa und Asien an den USA vorbei. In den letzten Jahren haben über 400 Firmen wie General Electric und British Petroleum (aus vielen verschiedenen Ländern, darunter die USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Korea und Taiwan) große Forschungsinstitute in China eingerichtet und machen sich so eine hochgebildete Arbeiterschaft sowie einen riesigen Markt zunutze, in dem das Experimentieren mit neuen Produkten relativ leicht und potenziell sehr profitabel ist. Die USA sind zwar immer noch ein respekteinflößender Spieler, aber nicht mehr so vorherrschend in Forschung und Entwicklung wie früher.[137]Außerdem stellte sich die Frage, wie ernst der Jobverlust in der Produktion für die US-amerikanische Wirtschaftskraft ist. Was, wenn ein großer Teil der weltweiten Herstellung von im Ausland operierenden US-amerikanischen Unternehmen kontrolliert wird?

In vielen Schlüsselindustrien sind heute tatsächlich Nicht-US-amerikanische Firmen vorherrschend, die "neun der zehn größten Elektronik- und Elektrogerätehersteller stellen, acht der zehn größten Motorfahrzeugproduzenten und Strom- und Gasversorgungeinrichtungen, sieben der zehn größten Ölraffineriebetriebe, sechs von zehn Telekommunikationsfirmen, fünf von zehn Pharmaunternehmen, vier von sechs Herstellern chemischer Produkte ..."[138] In den USA ansässige Produktionsunternehmen sind schlicht nicht mehr so sehr Herr im Haus wie früher. Tatsächlich senden sie jedoch beträchtliche Profite aus ihren Auslandsniederlassungen ins Ursprungsland zurück. Die Profitrate ist bei Auslandsinvestitionen viel höher als heimische Renditen. Wie Duménil und Lévy zeigen, sind US-Unternehmen sehr effektiv darin, überschüssige Profite aus dem Rest der Welt zurück in die US-Wirtschaft zu pumpen.[139]

Kompensiert dieser Rückfluss die Jobverluste in den Vereinigten Staaten? Unglücklicherweise kommt der größte Teil davon durch Dividendenzahlungen und Wertsteigerungen von Aktien den Wohlhabenden zugute. Dies verschärft die bereits in die Gesellschaftsstruktur der USA eingebauten unglaublichen Klassenunterschiede. Ein großer Teil der US-amerikanischen Bevölkerung ist daher heutzutage abhängig von den Konsumgewohnheiten der einkommensstärkeren Schichten. Dies wirkt sich in der Entstehung vieler schlecht bezahlter Jobs im Dienstleistungsbereich aus, einer Art Bedienstetenklasse für die Oberschichten, die wirtschaftlich herrschen und die Regierung durch ihre Wahlkampfspenden dominieren. In den etwa 2 Millionen Arbeitsplätzen, die in den letzten drei Jahren in den USA verloren gingen, betrug der Verdienst über 17 Dollar die Stunde (häufig mit Sozialleistungen wie einer Krankenversicherung), während der Verdienst in Jobs im Dienstleistungsbereich, die diesen Verlust teilweise kompensierten, nur 14 Dollar pro Stunde beträgt (normalerweise ohne Sozialleistungen). Einige Dienstleistungsjobs wandern jetzt sogar ins Ausland ab: Indien übernimmt Jobs im Angestelltenbereich in allen Branchen von der Softwareproduktion und Computerdiensten bis hin zum Verkauf von Flugtickets und dem Ausstellen von Rechnungen für staatliche Stellen.[140]

Es ist viel über den Jobtransfer ins Ausland und seine Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen in den USA geredet worden. Aber nur 30% der 2 Millionen zwischen 2000 und 2003 verloren gegangenen Arbeitsplätze im hiesigen Produktionssektor sind auf das Outsourcing ins Ausland zurückzuführen. Etwa 40% sind der steigenden Produktivität im Land zuzuschreiben und die übrigen 30% der einsetzenden Rezession geschuldet.[141] Überlegene und ständig zunehmende Produktivität in allen Bereichen vom Einzelhandel und Dienstleistungen bis hin zur Landwirtschaft und der Herstellung von Erdbaumaschinen erhalten die Wettbewerbsfähigkeit der USA dort, wo sie sie sonst möglicherweise verloren hätten. Aber ihre Schattenseite ist, dass durch Technologie herbeigeführte Arbeitslosigkeit und Jobunsicherheit für die Arbeiter- und Mittelschicht zum chronischen Problem werden (dies galt sogar während der "blühenden" 1990er Jahre, als die Produktivität rapide anstieg[142]).

Überlegene Produktivität mag die Kosten pro Einheit senken, aber sie verbessert nicht unbedingt die Qualität des Alltagslebens (wir müssen alle bei Wal-Mart einkaufen). Diese Kräfte wirken weiterhin und erklären den geringen Zuwachs an Arbeitsstellen und Verdienstmöglichkeiten im Lohnarbeitsbereich innerhalb der USA. Meine Schlussfolgerung ist, dass der relative Verlust von Produktionskapazitäten das Wohl der Masse der US-Bevölkerung ernsthaft gefährdet und die USA für Konkurrenz aus dem Ausland verwundbar macht, während die höheren Einkommensschichten gerade von ihren Auslandsinvestitionen stark profitieren. Die Rolle des nicht nachlassenden US-amerikanischen Konsums ist eine ähnlich knifflige Frage. Er verleiht den USA einen beträchtlichen Vorteil beim Abschluss bilateraler Abkommen, denn ein privilegierter Zugang zum riesigen US-Markt hat, insbesondere für kleinere Staaten (wie Chile oder Taiwan), große Bedeutung.

Die USA waren sorgfältig darauf bedacht, diese Macht statt der WHO zur Durchsetzung ihrer Ziele einzusetzen (ich wette, einige weitere Urteile wie das zu den Stahlzöllen oder den Baumwollsubventionen könnten die USA durchaus dazu bringen, die WHO fallen zu lassen, ebenso wie sie das Kyoto-Abkommen zum Klimawechsel fallen gelassen hatten).

Die Abhängigkeit der übrigen Welt vom US-amerikanischen Verbrauchermarkt ist sicherlich ein wichtiger Zug der globalen Machtbeziehungen. Doch die neueste Runde des US-amerikanischen Konsumverhaltens ist fast vollkommen durch Schulden finanziert. Sie hat die interne Rate der Nettoersparnisse nahezu auf Null gesenkt (vielleicht ist sie sogar negativ, wenn wir berücksichtigen, dass der Konsum in jüngster Zeit durch die Refinanzierung von Hypothekenschulden auf überhöhte Immobilienpreise gestützt wurde). Außerdem ist sie von Klassenunterschieden geprägt, denn der US-amerikanische Konsum beruht mehr und mehr auf den Konsumgewohnheiten der obersten 10% der US-Bevölkerung, also der Schicht, in der Reichtum und Einkommen stark konzentriert sind.

Die Gewohnheit, mehr auszugeben als man hat, spielte eine Schlüsselrolle dabei, die US-Ökonomie während der jüngsten Rezession über Wasser zu halten.[143] Zwar kann ein großer Teil dieses Konsums einem unstillbaren Appetit nach Konsumgütern zugeschrieben werden, doch mehr und mehr davon ist von der Notwendigkeit getrieben. Viele von denen, die ihre Hypotheken zu Geld machten, um ihr Einkommen aufzubessern, taten dies in Reaktion auf die steigenden Kosten der Gesundheitsfürsorge, den Verlust der Krankenversicherung oder die Notwendigkeit, für Bildung und Ausbildung zu bezahlen. Den Kern des US-amerikanischen Problems bildet der freie Fall in die Verschuldung. Das finanzielle Bild dort verschlechtert sich weiterhin rapide. Sogar Robert Rubin, der frühere Finanzminister in der Clinton-Regierung, hat ebenso wie IWF-Wirtschaftsexperten, was höchst ungewöhnlich ist, offen die US-amerikanische Finanzpolitik als ernsthafte Bedrohung der globalen Stabilität kritisiert.[144] Die private Verschuldung eskaliert und die Staatsbudgets auf allen Ebenen leiden so stark, dass das Versorgungsnetz und öffentliche Ausgaben unter Beschuss stehen. Die Bundesregierung ergeht sich in nie da gewesenem Maße in finanzieller Unverantwortlichkeit und selbst bei einer gewissen ökonomischen Erholung sind die Aussichten, den finanziellen Schiffbruch innerhalb der nächsten zehn Jahre zu vermeiden, angesichts der derzeitigen Politik gering.

Eine solche Politik weckt Unverständnis, es sei denn, man sieht darin eine wohlüberlegte Offensive der neokonservativen Ideologen, die ganze Struktur öffentlicher Finanzierung in einen solchen Schlamassel zu treiben, dass der Staat gezwungen sein wird, seine sämtlichen sozialen Verpflichtungen (wie Sozialhilfe und staatliche Gesundheitsfürsorge für Bedürftige) aufzukündigen. Damit schließen sie ihr seit langem bestehendes Projekt ab (David Stockman, Budget-Direktor in den frühen 1980er Jahren, berichtet genau, wie dies in den frühen Jahren der Reagan-Regierung funktionierte), staatliche Macht (außer Militärpolitik) so stark einzuschrumpfen, dass sie "in einer Badewanne versenkt werden kann".[145] Das sich in die Höhe schraubende Defizit der USA kann nicht unterhalten werden, ohne dass man entweder seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt oder in einen chronischen Zustand der Abhängigkeit von ausländischer Großzügigkeit gerät.

Bereits jetzt sind etwa 40% der US-amerikanischen Staatskasse und ein Fünftel der Vermögenswerte der Wall Street in ausländischem Besitz. Ich setzte den täglichen Kapitalzufluss zur Deckung des momentanen Leistungsbilanzdefizits irrtümlich auf 2 Milliarden US-Dollar fest: In Wirklichkeit sind es bloß 1,5 Milliarden Dollar täglich, Tendenz steigend! Die Zentralbanken von Japan, Taiwan und China tun eine Menge, um das Defizit zu decken. Die einzige alternative Lösung wäre, das US-amerikanische Recht zur Geldschöpfung (Drucken von Dollars) dazu zu nutzen, die Schulden in entwerteten Dollars zurückzubezahlen: Doch das würde eine radikale Inflationsrunde im Land bedeuten und einen Zusammenbruch des Dollars auf internationalen Märkten weit über seinen momentanen Wertverlust gegenüber dem Euro hinaus. In dieser Arena scheint der Zusammenbruch der US-amerikanischen Macht nahe bevorzustehen, es sei denn, es käme zu einem radikalen Kurswechsel weg von dem selbstmörderischen Weg, den die US-Regierung eingeschlagen hat.

Die einzige Möglichkeit des Kapitalismus, sich ohne große Krise wieder zu stabilisieren, wäre, wie ich im Hauptteil dieses Buches vertrete, die Schaffung einer Art von "neuem" New Deal. Darin sehe ich keineswegs eine dauerhafte Lösung für die Schwierigkeiten des weltweiten Kapitalismus. Doch es könnte eine Atempause schaffen, die allmählich andere Möglichkeiten eröffnen könnte. Die Schwierigkeiten, denen sich eine solche Politik in den USA gegenübersieht, sind gewaltig. Sie würde die Umkehrung von 20 Jahren Neoliberalismus erforderlich machen, die die Klassenmacht im Wesentlichen wieder auf eine kleine Elite konzentriert haben. Die ein Prozent Topverdiener in den USA konnten 1980 weniger als acht Prozent des nationalen Einkommens für sich beanspruchen, 2000 war dieser Anteil auf 15% gestiegen und mit Bushs Steuersenkungen wird er bis 2005 vermutlich die 20-%-Marke erreichen.

Die 0,1 Prozent Höchstverdienenden erhöhten ihren Anteil am nationalen Einkommen zwischen 1979 und 1998 von zwei Prozent auf über sechs Prozent. Diese reiche Elite von Generaldirektoren und Financiers übt einen absolut unverhältnismäßigen Einfluss auf den politischen Prozess aus.[146] Beide politischen Parteien sind ihr verpflichtet, und dass es zu der Umverteilungspolitik kommen wird, die nötig wäre, um vernünftigen Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, sozialer Sicherheit und gut bezahlten Jobs für alle zu erzielen, ist wenig wahrscheinlich. Der einzige bedeutende Unterschied zwischen den politischen Parteien in diesem Punkt ist, dass die Republikaner einer kulturell nationalistischen und christlich fundamentalistischen weißen Arbeiterklasse verpflichtet sind, die ständig überzeugt wird, aus kulturellen Gründen gegen ihre eigenen materiellen Interessen abzustimmen, während die Demokraten gezwungen sein würden, einer eher links-orientierten Wählerschaft Aufmerksamkeit zu zollen, die sich ihrer materiellen Interessen sehr bewusst ist.

Wie weit die Demokraten sich möglicherweise bewegen, ist abhängig von der Leidenschaft, mit der soziale Bewegungen ihre Ziele verfolgen werden. Umverteilungen in Form von bereitwilligen Spenden wird es nicht geben, sie werden Zentimeter um Zentimeter erkämpft werden müssen. Schließlich gibt es die gefährlich selbstgefällige Ansicht, die Weltwirtschaft werde aufgrund der Erholung des Konsums in den USA neu belebt. Doch so unterschiedliche Ökonomien wie Chile, Japan, Australien, Deutschland und sogar Indien sind infolge der enormen Nachfrage durch die Investitionen in die Infrastruktur in China (Investitionen von Anlagekapital stiegen 2003 um 25% an) wieder stark aufgeblüht. Selbst die US-amerikanische Herstellung hat von der chinesischen Nachfrage nach Erdbaumaschinen profitiert. Chinas erstaunliche wirtschaftliche Wachstumsrate (2003 offiziellen, den meisten privaten Analysten zufolge zu niedrigen, Schätzungen zufolge 9,1%) und sein schneller Wandel ist, begleitet von außergewöhnlichen internen Belastungen und Beanspruchungen, bereits seit mindestens zehn Jahren wesentlich für das weltweite Wachstum.

Heute dominiert China den gesamten Osten und Südosten Asiens als regionaler Hegemon mit enormem weltweiten Einfluss. Asiatische Exporte nach China sind mit verblüffender Geschwindigkeit gestiegen und viele asiatische Ökonomien haben den nach China gehenden Anteil ihres Gesamtexports in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Inzwischen ist China wichtigster Bestimmungsort für den Export aus Südkorea und Taiwan und konkurriert auf Japans Exportmarkt mit den USA.[147] Auch Chinas Konsumgütermarkt expandiert in einem erstaunlichen Tempo (er ist bereits weltweit der größte Markt für Mobiltelefone sowie für Mercedes-Benz-Autos). Sein gigantischer Erdölbedarf liegt ebenfalls auf der Hand. China ist nach den USA bereits der zweitgrößte Ölimporteur und wird bei der momentanen Wachstumsrate den US-amerikanischen Konsum 2020 übertreffen. Die Folgen für die globalen Klimaveränderungen (sowie für die Erdölpreise) sind möglicherweise katastrophal.Damit spielt der geopolitische Kampf um die Kontrolle über die Ölfelder im Mittleren Osten und im Kaspischen Becken (der die Abneigung der USA, die Kontrolle über den Irak-Schlamassel an die UN zu übergeben, erklärt) eine große Rolle.

Über wessen langfristige Energiesicherheit sprechen wir? Die der USA oder die Chinas? Zumindest über die geopolitische Tragweite dieses letzten Punkts sollten sich alle klar sein. Die Situation in China steckt jedoch voller Gefahren. Dort kam es tatsächlich seit 1995 zu einem Nettoverlust an Arbeitsplätzen im Herstellungsbereich – neuesten Schätzungen zufolge von mehr als 15 Millionen (oder 15% der Gesamtmenge) – aufgrund von Konkursen vieler kleinstädtischer und dörflicher Unternehmen im "Rostgürtel" um Beijing und Schanghai.[148] Die neu eingeführten Produktionssysteme sind weniger arbeitsintensiv. Energieknappheit ist jedoch häufig und die Beziehungen zwischen Unternehmern und Arbeitern sind höchst instabil. Die Ungleichheiten zwischen Regionen und Klassen nehmen offenbar zu, obwohl es offizielle Politik ist, ihnen entgegenzuwirken. Die Auswirkungen im Ausland sind nicht weniger widersprüchlich.

China hat mehr Produktionsjobs aus Japan, Südkorea, Mexiko und anderswo ins eigene Land verlagert als aus den USA. Fast 200.000 Jobs sind in den letzten zwei Jahren im Maquila-Produktionsgürtel[149] entlang der nördlichen Grenze von Mexiko verloren gegangen, und sie sind allesamt nach China abgewandert. Doch die enormen Investitionen in die chinesische Infrastruktur ziehen mit Sicherheit einen großen Teil der Weltwirtschaft mit, und da einem gut belegten Lehrsatz von Wirtschaftswissenschaftlern zufolge Investitionen dieser Art viel mehr für eine Stimulierung des allgemeinen Wachstums bewirken als Konsum,[150] sollte so, wie es nun mal ist, klar sein, wer die globale Erholung momentan anführt. Und die Antwort ist: nicht die USA.

Die Machtverschiebung hin zu China und allgemeiner Asien (wobei Indien jetzt viel stärker hervortritt) beschleunigt sich eher, als dass sie sich verlangsamt und die einzige Frage ist, ob und wie die Geschwindigkeit des chinesischen Wachstums aufrechterhalten werden kann. Auf diese letzte Frage gibt es keine leichte Antwort. Ein großer Teil der Entwicklung in China, sowohl der privaten als auch der staatlichen, ist höchst spekulativer Natur, und sie könnte leicht Boom und Spekulationsblase der 1990er Jahre in den USA übertreffen, mit ähnlich katastrophalen Folgen, wenn und falls die Blase platzt. Das kürzliche bewusste "Abkühlen" der chinesischen Wirtschaft führte bei Kommentatoren zu Spekulationen über die Möglichkeit einer "sanften Landung" statt eines Crashs, doch schon die Verringerung der Nachfrage macht sich global in niedrigeren Wachstumsraten in anderen Teilen der Welt bemerkbar. Chinas Bankensystem ist weithin für seine Instabilität bekannt.[151] Und China ist für äußere Veränderungen ebenso verwundbar wie die USA.

Eine Welle des Protektionismus aus den USA oder der Zusammenbruch des US-amerikanischen Konsums würden die chinesische Ökonomie eindeutig gefährden. Chinas Bezeichnung als aufstrebende Macht zu akzeptieren, ist nicht gleichzusetzen mit der Behauptung, es sei in Bezug auf die USA autonom: Die Verbindung zwischen den beiden Ökonomien ist zunehmend eine der gegenseitigen, aber angespannten Abhängigkeit.

Währenddessen ist das geopolitische Bild extrem unbeständig. Schnelllebige Allianzen müssen sich noch (wenn sie das je tun werden) in eine beständige, stabile Konfiguration der Zeit nach dem Kalten Krieg verwandeln. Die lose Netzwerk-Struktur in Ost- und Südostasien konsolidiert sich offenbar (wenn auch in manchen Fällen widerstrebend) um China herum.[152]

Europa wird noch von Trennungslinien belastet, obwohl es dort einige Anzeichen für Übereinstimmungen zur Wirtschafts- und sogar zur Militärpolitik gibt. Die Höherbewertung des Euros und Pfunds Sterling gegenüber dem Dollar (jetzt mehr als 25%) deutet auf eine aufkommende Bedrohung der Rolle des Dollars als einzige globale Leitwährung hin.

Die Herausbildung einer taktischen Koalition, angeführt von China, Indien, Südafrika und Brasilien bei der Cancún-Konferenz, die sich Europa, den USA und Japan beim Thema landwirtschaftliche Subventionen entgegenstellte, eröffnet eine neue Front in geopolitischen Verhandlungen. Die vorsichtige Annäherung zwischen China und Indien signalisiert eine große Verschiebung im Machtgleichgewicht der Welt. Die USA verfügen zwar noch über beträchtlichen Einfluss, können aber nicht mehr den Anspruch auf die überwältigende Macht erheben, die sie einst hatten, um ihren eigenen Zwecken entsprechend globale Allianzen zu formen. Unvorhersagbare Störungen in instabilen Staaten – wie Pakistan oder Saudi-Arabien – könnten sich leicht zu einem riesigen globalen Durcheinander auswachsen.

Wo die USA einst lässig herrschen konnten, müssen sie jetzt hart daran arbeiten, ihren dahinschwindenden Einfluss zu erhalten. Besonders offensichtlich ist das in Lateinamerika. Und während Lula für seine Gefolgsleute zu Hause in Brasilien eine Enttäuschung sein mag, ist sein internationaler Aktivismus spürbar. Als er im Namen der lateinamerikanischen Handelsgruppe Mercosur ein bedeutsames bilaterales Handelsabkommen mit Indien unterzeichnete, beteuerte er selbstsicher, Indien, Brasilien, Russland und China könnten zusammen die ökonomische Geographie der Welt im 21. Jahrhundert in viel fairerer Weise neu schreiben.[153] Dies könnte durchaus die Herausbildung eines "antineoliberalen" Machtblocks in der Welt signalisieren. Aber es ist sehr wichtig, die Unbeständigkeit zu betonen. Historisch haben wir Phasen der relativen Stabilität erlebt (zum Beispiel in einem großen Teil des Kalten Krieges), aber auch Phasen großer Unsicherheit, in denen es zu allen möglichen schnellen Umstrukturierungen und Umorientierungen kommen kann.

In solchen Phasen ist es sehr schwierig, Ergebnisse vorherzusagen. Wer hätte 1928 einen Krieg zwischen kapitalistischen Mächten voraussagen können? Wer hätte das plötzliche (und, im Moment des Geschehens, größtenteils friedliche) Auseinanderbrechen der Sowjetunion 1985 vorhergesehen? Wer hätte vor vier Jahren vorhergesagt, dass ein Krieg mit dem Irak nahe bevorstand? Und die USA sind höchst verwundbar. Selbst ihre gerühmte militärische Macht ist fraglich. Die USA dominieren vielleicht in ferngesteuerter Zerstörungsmacht, aber sie haben schlicht nicht den Willen oder die Ressourcen, eine langfristige militärische Besatzung auf dem Boden aufrechtzuerhalten. Doch an diesem Punkt tritt die permanente Unsicherheit auf den Plan.

Wenn überall Frieden ausbräche, wären die USA nicht in der Lage, irgendwen, im In- oder Ausland, davon zu überzeugen, dass ihre militärische Präsenz irgendwo notwendig wäre. Natürlich gibt es in der Welt genügend Spannungen, bittere Rivalitäten und Konflikte, um einen solchen Ausbruch von Frieden unwahrscheinlich zu machen. Aber die große Frage, die wir stellen müssen, ist, ob die Einmischung der USA ein Teil der Lösung ist oder der Kern des Problems.

[126] G. W. Bush, "President Addresses the Nation in Prime Time Press Conference", 13. April 2004; http://www.whitehouse.gov/news/releases/2004/0420040413-20.html.

[127] Matthew Arnold wird zitiert in: R. Williams, Culture and Society, 1780-1850 (London: Chatto & Windus, 1958), S. 118.

[128] A. Juhasz, "Ambitions of Empire: The Bush Administration Economic Plan for Iraq (and Beyond)", Left Turn Magazine, 12 (Feb./März 2004).

[129] N. Klein, "Of Course the White House Fears Free Elections in Iraq", Guardian, 24. Januar 2004, S. 18; Editorial, "The Iraq Reconstruction Bonanza", New York Times, 1. Oktober 2003, S. A22.

[130] A. Juhasz, "The Handover That Wasn’t: How the Occupation of Iraq Continues", Foreign Policy in Focus Policy Report, www.fpif.org.

[131] N. Klein, "White House Fears Elections"; T. Crampton, "Iraqi Official Urges Caution on Imposing Free Market", New York Times, 14. Oktober 2003, S. C5; S. Soederberg, "American Empire and ›Excluded States‹: The Millennium Challenge Account and the Shift to Pre-emptive Development", unveröffentlichtes Manuskript, Department of Political Science, University of Alberta, 2003.

[132] D. Gregory, The Colonial Present (Oxford: Basil Blackwell, 2004); R. Khalidi, Resurrecting Empire: Western Footprints and America’s Perilous Path in the Middle East (Boston: Beacon Press, 2004).

[133] D. Filkins, "Tough New Tactics by U.S. Tighten Grip on Iraq’s Towns", New York Times, 7. Dezember 2003, S. A18.

[134] D. Rieff, "Blueprint for a Mess: How the Bush Administration’s Pre-war Planners Bungled Postwar Iraq", New York Times, 2. November 2003, Sonntagsmagazin, S. 28–78; M. Ignatieff, "Why Are We In Iraq? (and Liberia? And Afghanistan?)", New York Times, 7. September 2003, Sonntagsmagazin, S. 38–85; C. Mooney, "The Editorial Pages and the Case for War: Did Our Leading Newspapers Set Too Low a Bar for a Preemptive Attack?", Columbia Journalism Review, 1. März 2004; Editorial, "A Pause for Hindsight", New York Times, 16. Juli 2004, S. A22.

[135] E. Schmitt, "Pentagon Seeking New Access Pacts for Africa Bases", New York Times, 5. Juli 2003, S. A1 und A7.

[136] L. Alvarez, "Britain Says U.S. Planned to Seize Oil in ‘73 Crisis", New York Times, 4. Januar 2004, S. A6.

[137] W. Broad, "U.S. is Losing its Dominance in the Sciences", New York Times, 3. Mai 2004, S. A1 und 19; D. Henwood, After the New Economy (New York: New Press, 2003).

[138] R. du Boff, "U.S. Empire: Continuing Decline, Enduring Danger", Monthly Review, 55/2 (2003), S. 1–15.

[139] G. Duménil und D. Lévy, "The Economics of US Imperialism at the Turn of the 21st Century", unveröffentlichtes Manuskript, 2004.

[140] Yasheng Huang und Tarun Khanna, "Can India Overtake China?", China Now, 3. April 2004, http://www.chinanowmag.com/business/business.htm.

[141] E. L. Andrews, "Imports Don’t Deserve All That Blame", New York Times, 7. Dezember 2003, Wirtschaftsteil, S. 4.

[142] R. Pollin, Contours of Descent (London: Verso, 2003).

[143] L. Uchitelle, "Why Americans Must Keep Spending", New York Times, 1. Dezember 2003, S. C1–C2.

[144] M. Muhleisen und C. Towe (Hrsg.), U.S. Fiscal Policies and Priorities for Long-Run Sustainability, Occasional Paper 227 (Washington, DC: International Monetary Fund, 2004); P. Krugman, "Rubin Gets Shrill", New York Times, 6. Januar 2004, S. A23.

[145] D. Stockman, The Triumph of Politics: Why the Reagan Revolution Failed (New York: Harper Collins, 1986); P. Krugman, "The Tax-Cut Con", New York Times, 14. September 2003, Sonntagsmagazin, S. 54–62.

[146] G. Duménil und D. Lévy, "Neo-Liberal Dynamics: A New Phase?", unveröffentlichtes Manuskript, 2004, S. 4; Task Force on Inequality and American Democracy, American Democracy in an Age of Rising Inequality, American Political Science Association, 2004, www.apsanet.org.

[147] Es ist schwer, mit den rasanten Veränderungen in China Schritt zu halten. Berichte der Asian Development Bank und des Asian Monitor, in Verbindung mit Berichten in der Finanzpresse, gestatten einige grobe Einschätzungen. Siehe Si-ming Li und Wing-shing Tang, China’s Regions, Polity, and Economy: A Study of Spatial Transformation in the Post-Reform Era (Hong Kong: Chinese University Press, 2000); Wang Hui, China’s New Order: Society, Politics and Economy in Transition, Hrsg. v. T. Huters (Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 2003); und D. Hale und L. Hale, "China Takes Off", Foreign Affairs, 82/6 (2003), S. 36–53. Siehe auch H. McRae, "Working for the Yangtze Dollar", Independent, 18. November 2003, Review S. 2–3; K. Bradsher, "Is China the Next Bubble?", New York Times, 18. Januar 2004, Sektion 3, S. 1 und 9; K. Bradsher, "Like Japan in the 1980s, China Poses Big Economic Challenge", New York Times, 2. März 2004, S. A1, C2; T. Fishman, "The Chinese Century", New York Times, 4. Juli 2004, Sonntagsmagazin, S. 24–51; M. Hart-Landsberg und P. Burkett, "China and Socialism: Market Reforms and Class Struggle", Monthly Review, 56/3, Sonderausgabe zu China (2004).

[148] A. Cassell, "The Economy: Study Undermines Charge China is Stealing U.S. Factory Jobs", Philadelphia Inquirer, 22. October 2003 (posted).

[149] Maquilas: freie Produktionszonen oder Weltmarktfabriken, in denen vor allem Frauen, unter oft extrem repressiven Bedingungen tätig sind. Auf Grund seiner Nähe zu den USA und seiner Wirtschaftspolitik war Mexiko seit den 1960er Jahren federführend bei der Entwicklung der freien Produktionszonen, die man dort auch als Maquiladora-Industrie bezeichnet. Maquila hieß in der Kolonialzeit das Mahlgeld, das der Müller für seine Arbeit einsteckte, also eine Teilarbeit auf dem Weg von der bäuerlichen Aussaat zum Brot. Als Maquiladora wurde in Mexiko jene Montageindustrie getauft, die integriert ist in einen andernorts – zumeist in den USA – gesteuerten Produktionsprozess, der billige Arbeitskräfte benötigt, um hohe Gewinne abzuwerfen. (Anm. d. Red.).

[150] Siehe die Zusammenfassung der Belege für dieses Argument in J. Madrick, "Economic Scene", New York Times, 10. Juli 2003, S. C2.

[151] K. Bradsher, "China Announces New Bailout of Big Banks", New York Times, 7. Januar 2004, S. C1; K. Bradsher, "China’s Strange Hybrid Economy", New York Times, 21. November 2003, S. C4.

[152] J. Perlez, "China Is Romping with the Neighbors (US Is Distracted)", New York Times, 3. Dezember 2003, S. A1–A4.

[153] Lulas Rede ist zusammengefasst unter: http://www.bahraintribune.com/ArticleDetail.asp?CategoryId=5&ArticleId=2...

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